Augenhöhe, das war im Verhältnis des Westens zu vielen Staaten Afrikas lange vor allem eines: eine leere Behauptung. Aber etwas ändert sich. Dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Ex-Kolonien kürzlich eine gleichberechtigte Zusammenarbeit versprach, war keine nette Geste, sondern Einsicht in eine Notwendigkeit. Russland und China weiten ihren Einfluss auf dem Kontinent aggressiv aus. Deshalb reift auch in Europa die Erkenntnis, dass der Umgang mit Afrika ein anderer werden muss.
Ein Grund ist das neue Selbstbewusstsein vieler Staaten. Sie wollen weder die Selbstbedienungsläden früherer Kolonialmächte noch Sinnbild des Elends sein. Und sie wissen, dass sie sich ihre globalen Partner inzwischen aussuchen können. Chinesen und Russen stellen weniger Fragen, haben weniger Ansprüche an die Regierungen, die schlimmstenfalls – man sieht es gerade in Mali – das alte Europa vor die Tür setzen. Für uns liegt darin die Gefahr, Gehör auf einem Kontinent zu verlieren, dessen Schicksal auch das unsere beeinflusst: bei Migration oder der Positionierung afrikanischer Staaten zum russischen Krieg.
Europas Regierungen sind gut beraten, sich künftig wirklich um den Kontinent zu bemühen, statt ihn – wie Moskau oder Peking – als pure Einflusszone zu betrachten. Unser Pfund muss sein, echte Augenhöhe herzustellen. Entwicklungshilfe, wie sie Ministerin Svenja Schulze gerade im Sahel versprach, ist da eher ein Auslaufmodell.
Marcus.Maeckler@ovb.net