K-Frage in der Union

Merz will’s wissen

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Diesmal will sich Friedrich Merz nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen. Markus Söder hin, Hendrik Wüst her: Der CDU-Chef ist entschlossen, seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur 2025 durchzusetzen. Dass mit Carsten Linnemann und Thorsten Frei zwei der engsten Gefolgsleute von Merz jetzt in die Offensive gehen und ihn zum natürlichen Kandidaten ausrufen, kommt wohl ebenso wenig zufällig wie die Nachricht, dass die CDU (zur Verwunderung der Schwester CSU) den Spitzensteuersatz anheben will. Merz will damit sein Image als sozial unterkühlter Ex-Blackrock-Mann abstreifen.

Die Gelegenheit ist günstig: Die Union steht stabil da, ist in den Umfragen den Ampelparteien weit enteilt. Auch in der Kanzlerpräferenz hat Merz deutlich aufgeholt. Und: Für den Rivalen und NRW-Ministerpräsidenten Wüst kommt die K-Frage etwas zu früh. Offener ist, mit wem Merz regieren könnte. Schwarz-Grün, das bisher als Wunschbündnis des sich um ein moderneres Image mühenden 67-jährigen CDU-Chefs galt, könnte die nötige Mehrheit verfehlen, wenn sich die Grünen weiter als Bürgerschreck entpuppen. Mit einer Jamaika-Viererkoalition aus CDU, CSU, Grünen und FDP würde sich die Union dieselben Scherereien ins Haus holen, die jetzt schon die Ampel lähmen. Gut möglich also, dass es am Ende – so wie jetzt in der Stadt Berlin – auch im Bund wieder auf eine Koalition der Volksparteien Union und SPD hinausläuft. Sie könnte versöhnend wirken nach einer Zeit des Sich-Aneinanderwundreibens in der Ampel. Merz träte damit endgültig aus dem Schatten seiner Intim-Gegnerin Angela Merkel – auch wenn er am Ende ihr schwarz-rotes Erbe fortführen müsste.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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