Biden tritt wieder an

Not-Kandidat für die Weltmacht

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Am 25. April 2019 erklärte Joe Biden per Video seine Kandidatur für die Präsidentschaft – auf den Tag genau vier Jahre später folgt nun sein neuer Aufschlag. Sollte er gewinnen, wäre Biden zu Beginn der Amtszeit 82, am Ende sogar 86 Jahre alt. Wer weiß, welches Höllenprogramm ein solches Spitzenamt im digitalen Zeitalter mit sich bringt (immer unter Beobachtung, stets gefilmt, keine Pausen), reibt sich die Augen. Schon jetzt registrieren US-Journalisten genau, dass der Präsident direkte Reporterfragen meidet, um sich peinliche Patzer zu ersparen. Wobei man der Fairness halber auch sagen muss: Seine (gut vorbereiteten) Auftritte in Kiew oder bei der Rede zur Lage der Nation waren durchaus kraftvoll.

Das Personaltableau eineinhalb Jahre vor der Wahl ist kein Ruhmesblatt für die US-Demokratie. Die Demokraten haben es versäumt, einen glaubwürdigen, zukunftsgewandten Nachfolger aufzubauen. Vize Kamala Harris erwies sich im Amt als Enttäuschung. Die Partei ist gespalten, in die junge, städtische, woke Generation und jene oft älteren Moderaten, die sich daran erinnern, dass Wahlen mit solidem Wirtschaftsprogramm in der Mitte gewonnen werden. Bei den Republikanern ist die Lage noch schlechter: Dass der (kaum jüngere) Donald Trump nach all den Peinlichkeiten, Skandalen und Vergehen noch ernsthaft eine Option ist, sagt eigentlich alles.

Die große Faszination, die US-Politik auf Deutschland und Europa über Jahrzehnte ausübte, dürfte damit nicht zurückkehren. Die westliche Welt wird 2024 zwar erneut auf einen Sieg Bidens hoffen. Aber nicht weil er sich als besonders starker Anführer erwiesen hätte – sondern schlicht, weil alle Alternativen schlimmer sind.

Mike.Schier@ovb.net

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