Stammstrecken-Bau

Problematische Pionierarbeit

von Redaktion

VON DIRK WALTER

Die Geschichte der zweiten Stammstrecke ist nicht nur gespickt mit Fehlkalkulationen, Ignoranz und der Verschleierung unangenehmer Wahrheiten mit einem Epizentrum in der Bayerischen Staatskanzlei. Vielmehr ist auch das Vertrauen in die sprichwörtliche deutsche Ingenieurskunst wohl etwas zu großspurig ausgefallen.

Fachleute haben die bautechnischen Herausforderungen des Tunnelbaus tief unter München offenkundig unterschätzt – und die Politiker, allen voran diverse CSU-Verkehrsminister, haben ihnen blindlings geglaubt. Jetzt heißt es plötzlich bei der DB, man leiste „Pionierarbeit“, ist von „zahlreichen hochsensiblen Bauwerken“ die Rede, die offenbar doch nicht so einfach mir nichts, dir nichts untertunnelt werden können. Man staunt und wundert sich – denn die Frauenkirche steht ja nicht erst seit gestern da. Klar wird: Im Münchner Untergrund dürften noch unangenehme Überraschungen lauern. Der Bau ist noch längst nicht, wie manche meinen, in trockenen Tüchern.

Die Bahn räumt die vielen noch zu bewältigenden Probleme indes eher unwillig ein. Der Landtag tut daher gut daran, das Projekt engmaschig zu kontrollieren. Es kann auch nicht sein, dass die Kosten einfach auf dem Stand von 2021 eingefroren werden – völlig zu Recht haben SPD und FDP das kritisiert. Die Kosten müssen jährlich aktualisiert werden. Volle Transparenz ist nötig – auch wenn das im Wahlkampf „kein Gewinnerthema“ ist.

Dirk.Walter@ovb.net

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