Die groß angekündigte Gegenoffensive der Ukraine steht endlich vor der Tür. Kiew hüllt sich zwar in Schweigen, was den genauen Zeitpunkt und Ort angeht. Die Vorbereitungen seien aber so gut wie abgeschlossen.
Russlands Nervosität wächst derweil spürbar. Am Sonntag wurde noch schnell der bisherige Vize-Verteidigungsminister (zuständig für die Armee-Logistik) ausgetauscht, und der Chef der Wagner-Söldnergruppe prophezeit bereits eine mögliche „Tragödie“ für Russland. Jewgeni Prigoschin – bekannt für seine unverblümte Kritik am russischen Verteidigungsministerium – hat sicherlich auch innenpolitische Machtinteressen, wenn er so inbrünstig vor der ukrainischen Frühjahrsoffensive warnt. Dennoch bröckelt so der Schein, dass sich die Führungsriege in Moskau eines bedingungslosen Rückhalts erfreuen kann. Ein gutes Zeichen für die Ukraine.
Trotzdem sollten die internationalen Erwartungen an die ukrainische Gegenoffensive nicht übermäßig hoch gehängt werden. Schließlich hat Russland rund 20 Prozent der Ukraine besetzt – und die lassen sich wohl nicht auf einen Schlag befreien. Der Drohnenangriff auf ein russisches Tanklager auf der Krim und ein entgleister russischer Güterzug nahe der Grenze zur Ukraine lassen aber einen vorsichtigen Optimismus zu, dass die Ukraine auch nach 14 Monaten Krieg noch die Kraft für spürbare Gegenschläge hat.
Leonie.Hudelmaier@ovb.net