Barack Obama in Berlin

Die Fehler des Mr. Cool

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

In anderen Zeiten wäre dieser Auftritt eines der politischen Highlights des Jahres gewesen: In Berlin gibt es heute einen „Abend mit Barack Obama“, wie die Veranstaltung in der Mercedes-Benz-Arena offiziell heißt. Sofort hat man die Bilder im Kopf, wie 200 000 Menschen dem jungen Hoffnungsträger vor fast genau zehn Jahren am Brandenburger Tor zujubelten. Ein Hauch von John F. Kennedy lag über Berlin. Nicht nur der „Spiegel“ titelte euphorisch: „Familie Cool ist in der Stadt“.

Cool ist Obama immer noch. Die Tickets zu stattlichen Preisen (der „Exklusive VIP-Pass“ mit Selfie kostete knapp 2500 Euro) sind verkauft. Nur politisch scheint sein Besuch hierzulande erstaunlich wenig Resonanz zu finden. Ob es daran liegt, dass selbst unter dem sympathischen Präsidenten der NSA-Abhörskandal die transatlantischen Beziehungen erschütterte? Oder doch mehr an der verbrannten Erde, die Donald Trump hinterließ?

Vielleicht hat die Zurückhaltung einen ganz anderen Grund. Denn eigentlich müsste man Obama die gleichen unangenehmen Fragen stellen wie Angela Merkel. Auch seine Russland/Ukraine-Politik hat zum heutigen Dilemma beigetragen. Seine Zurückhaltung in Syrien vergrößerte Putins weltpolitische Ambitionen. Der US-Präsident zog sogar rote Linien (Einsatz von Giftgas), doch dann geschah nichts. Ob Obama selbstkritischer mit sich ins Gericht geht als die Altkanzlerin? Man darf zweifeln.

Mike.Schier@ovb.net

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