VON GEORG ANASTASIADIS
Durch die Bundesschwurbelrepublik Deutschland geht ein großes Aufatmen: Tübingens Klartext-Bürgermeister Boris Palmer verlässt seine Partei und zugleich die große öffentliche Bühne. Der Mann, der Angela Merkel, den Grünen und vielen anderen Weltverbesserern mit so schrecklich wahren Sätzen wie „Wir schaffen das nicht mehr“ auf den Wecker ging, wird den Blutdruck der sedierten Republik und ihrer so elegant gendernden Eliten ab sofort nicht mehr nach oben jagen.
Groß ist die Genugtuung vor allem bei seinen grünen Ex-„Parteifreunden“. Sie haben sich an ihrem charismatischen Wahlsieger Palmer – viele andere hat die Ökopartei auf Städteebene ja nicht mehr – wund gerieben. Wie sehr das auch umgekehrt galt, verrät dessen Erklärung, er werde nun professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wohl auch als Antwort auf parteiintern erlittene Verletzungen (bis hin zu gehässigen Nazi-Vorwürfen) hat es der Rebell mit den Provokationen zuletzt übertrieben, bis es an der Goethe-Universität in Frankfurt schließlich zu dem Ausraster kam, der den Unbequemen zum Aussätzigen machte. Auch nach der von Palmer angekündigten einmonatigen „Auszeit“ dürften sich die TV-Sender kaum mehr um ihren einstmaligen Talkshow-Liebling reißen.
Die Grünen-Spitze ist einen Quälgeist los, doch viel Zeit, sich darüber zu freuen, hat sie nicht. Denn für das, was Palmer schon immer so kolossal an seiner Partei nervte, liefert Robert Habecks Clan-Ministerium gerade den schlagenden Beweis. Bei den Grünen gibt es zwei Sorten von Moral: eine für sich selbst – und eine für alle anderen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net