Das digitale 49-Euro-Ticket

Schöne Idee, schnöde Realität

von Redaktion

DIRK WALTER

Am Anfang stand eine schöne Idee: Das Deutschlandticket sollte nicht nur die Verkehrswende beschleunigen, sondern auch der Digitalisierung einen Schub verleihen. Deshalb ein rein digitales Ticket auf dem Smartphone, so zumindest stellte es sich der (auch für Digitalisierung zuständige) Verkehrsminister Wissing vor. Schöne Vision, schnöde Realität: Die Schlangen an den MVG-Schaltern, die dauernden Klagen über die Benachteiligung von Senioren und anderen Gruppen zeigen: Die Politik ist den Menschen mal wieder davongeeilt. Der Verkehrsminister hat das Bedürfnis der Bahnfahrer nach herkömmlichen Ticket-Formaten unterschätzt. Am liebsten wäre wohl den meisten ein herkömmliches Papierticket – und ein Schaffner in Uniform der „good old Bundesbahn“, der es wie früher abzwickt.

Man kann nun über den digitalen Analphabetismus in unserer Gesellschaft fluchen – oder sich darauf einstellen. Und man kann sich wundern, dass die MVG nicht mehr Kundenbetreuer einstellt. Aber immerhin hat sie erkannt, dass viele Fahrgäste das 49-Euro-Ticket auf Papier oder aber als Chipkarte bevorzugen. Andere Anbieter – Deutsche Bahn, MVV – schalten hier auf stur. So wie die Lage ist, wäre es gut, wenn sie das überdenken. Im Vordergrund sollte immer noch stehen, dass möglichst schnell und möglichst unkompliziert viele Pendler das Ticket erwerben und vom Auto in die Bahn umsteigen.

Dirk.Walter@ovb.net

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