„Kein Tag ohne dieses Museum“

von Redaktion

Es rumort in der Landespolitik. Fließt zu viel Geld nach München? Vor allem in der Kulturpolitik wird dieser Vorwurf immer wieder laut. Am morgigen Mittwoch will Kunstminister Markus Blume (CSU) sein Gesamtkonzept vorlegen, welche Investitionen in München er stoppt, staffelt, anschiebt. Schlagworte der Debatte: Konzerthaus, Staatsoper, Gasteig, Museen. Einen ersten Eckpfeiler seiner Kultur-Agenda nennt der Münchner nun im Interview: Er legt ein neues Konzept für das Biotopia vor, das hunderte Millionen Euro teure neue Naturkundemuseum in Nymphenburg, das aus dem Museum „Mensch und Natur“ entstehen sollte. Die Pläne schrumpfen wohl.

Bären, Dinosaurier und das Riesengürteltier hier im Museum Mensch und Natur: Wann müssen die alle in die Umzugskisten kriechen?

Vorerst gar nicht. Wir haben die Konzeption grundlegend überarbeitet. Museen sind unheimlich spannende Orte, Fenster zur Vergangenheit. Mir ist wichtig, dass sie auch große Fenster in die Zukunft sind. Wir wollen Zukunft erlebbar machen und packen deshalb die Pläne für das Naturkundemuseum Bayern neu an.

Was heißt das konkret?

Wir haben mit dem Museum Mensch und Natur auf seine Fläche bezogen das erfolgreichste Museum in München. Fast 200 000 Besucher Jahr für Jahr! Generationen von Kindern waren mit ihren Eltern hier. Wir wollen das fortentwickeln zu einem echten Erlebnisort auch für Lebenswissenschaften, Umweltthemen und alle möglichen Zukunftsfragen.

Wann sperren Sie für den Umbau zu?

Der bisherige Plan war: Wir schließen für mindestens acht Jahre, bauen alles um. Mein Versprechen ist: Es gibt keinen Tag ohne dieses Museum! Wir halten „Mensch und Natur“ in den aktuellen Räumlichkeiten offen bis mindestens 2028. Wir werden einige Ausstellungen aktualisieren, dazu gemeinsam weiterentwickelte Ideen aus dem Biotopia-Konzept einfließen lassen. Wir erproben so die neue Ausstellungskonzeption – quasi ein Reallabor. Zeitgleich wollen wir den Weg für einen Ersatzneubau frei machen. Weiterhin in Nymphenburg, wenige Schritte neben dem bisherigen Standort, ideal am Schlosspark und am Botanischen Garten gelegen. Wir würden dann ohne Bruch umziehen.

Kein Umzug ins Werksviertel?

Das stand nie zur Debatte.

Das Biotopia-Konzept wird also nicht komplett realisiert. Die Baukosten sind vermutlich auch hier davongaloppiert.

Biotopia wird seit vielen Jahren geplant. Wie überall sind auch hier mit der Baupreissteigerung die Kosten davongelaufen. Wir beugen uns gerade mit dem Bauministerium und dem Architekten über die Pläne und versuchen, die Kosten einzudämmen. Fest steht: Wenn wir eine dreistellige Millionensumme investieren, dann nicht in eine jahrelange Schließung – sondern in ein Museum, das mittelfristig zu den acht teils weltbekannten Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft aufschließt. Das neue Naturkundemuseum Bayern könnte ein echtes Highlight mit nationalem und internationalem Anspruch werden. Also: Augenhöhe mit dem Deutschen Museum, nur eben im Feld der Lebens- und Umweltwissenschaften.

„Wir müssen uns ehrlich machen“, haben Sie 2022 gesagt und die Denkpause über das Münchner Konzerthaus verhängt. Folgen am Mittwoch weitere Denkpausen? Oder war’s das mit der Ehrlichkeit?

Ehrlich machen – das gilt ohne Umschweife. Ich werde sagen, was geht, was nicht geht, was nicht sofort geht. Wir müssen die Millionen- und Milliardenprojekte in einer Kaskade planen, dazu stets neue, spannende Ausweich-Spielstätten mitdenken. Für die kommende Legislaturperiode will ich darum kämpfen, dass noch mehr Mittel für die Kultur zur Verfügung stehen. Das Geld müssen wir sehr klug verteilen – und zwar in ganz Bayern. Denn: Wir dürfen uns nicht in Bauthemen verschleißen, es kommt auf die Inhalte und vor allem die Künstlerinnen und Künstler an. Kultur lebt davon, dass sie auch Räume erschließen kann, die vielleicht nicht hochglanzpoliert sind.

Interview: Chr. Deutschländer

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