50 Stunden Streik im Bahnverkehr

Ab an den Verhandlungstisch!

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Na, das ist doch mal eine Ansage: Bahn-Personalchef Martin Seiler erklärte gestern nach dem – alles andere als überraschenden – Streikaufruf der EVG, man sei „ab sofort bereit“ für Gespräche. Na dann, auf! Wochenlang hätten die beiden Seiten schon intensiver miteinander sprechen und verhandeln können. Vor allem nach der Einigung im Öffentlichen Dienst. Aber nein, die Tarifparteien müssen wieder dem ewig gleichen Ritual folgen. Verhandeln, Muskeln spielen lassen, beleidigt sein, wieder verhandeln, vertagen und so weiter – bis dann ein Kompromiss steht, den man mit ein wenig Erfahrung eigentlich schon am Anfang absehen konnte.

Schon klar, das gehört zum Geschäft. Aber die Leidtragenden sind gerade bei der Bahn eben meist völlig Unbeteiligte: die Fahrgäste. Das ist in diesem Monat besonders ärgerlich, weil mit der Einführung des 49-Euro-Tickets tatsächlich viele dazu bewegt wurden, ihren täglichen Pendelweg mit der Bahn statt mit dem Auto zu absolvieren. Nach gerade einmal zwei Wochen erleben sie nun die Hilflosigkeit als Bahnkunde. Gleich 50 Stunden lang sollen die Züge stillstehen – als „Warnstreik“ kann man das Spektakel kaum noch bezeichnen. Jeder, der Interesse an der Verkehrswende hat, muss das bedauern. Erst recht die Bahn und ihre Eisenbahner-Gewerkschaft.

Beiden wäre geraten, ihren obligatorischen Verhandlungsmarathon einfach sofort anzugehen. Aus Erfahrung wissen alle, wie unangenehm so ein Streik ist. Die Kunden müssen es nicht jedes Mal wieder neu erleben.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 1 von 11