Das Ergebnis von Bremen könnte auch Auswirkungen für den Grünen-Wahlkampf in Bayern haben. Ein Gespräch mit Spitzenkandidat Ludwig Hartmann.
Herr Hartmann, Frau Schaefer ist zurückgetreten – aber es wirkt eher so, als sei sie ein Bauernopfer.
Das ist aus bayerischer Sicht schwer zu beurteilen. Klar ist: Es war ein enttäuschendes Wahlergebnis, das man aber nicht allein auf Berlin schieben kann. Wir haben aus der Regierung in Bremen heraus deutlich verloren. Deshalb habe ich Respekt vor der Entscheidung, dafür Verantwortung zu übernehmen.
Rückenwind kam aus Berlin aber auch keiner.
Das ist reflexartig immer die erste Zuschreibung bei der Suche nach Verantwortlichen. Aber man muss schon schauen, was vor Ort falsch gelaufen ist. Gleichzeitig fand nämlich die Kommunalwahl in Schleswig-Holstein statt, wo wir unser Ergebnis verbessert haben.
Trotzdem: Im Bund wird über die Affäre Graichen diskutiert, auch über Heizungen. Was sind die Lehren aus diesem Wahltag?
Wir müssen besser erklären, warum wir erneuerbar heizen wollen. Nämlich auch, weil es die Menschen langfristig weniger kostet. Wir müssen raus aus der Abhängigkeit von Gas und Öl – weil es dreckige und teure Energieträger sind. Selbst Markus Söder gibt das Ziel vor, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen. Das erreichen wir nicht durch Nichtstun. Dafür braucht es gestaltende Politik, die wir besser kommunizieren müssen.
Zum Beispiel?
Den Leuten die Angst nehmen, dass sie jetzt sofort etwas unternehmen müssen. Wenn eine Gasheizung 15 Jahre alt ist, kann sie noch mindetsens 15 Jahre weiterlaufen.
Es bleibt die soziale Frage.
Diese Diskussion ist nicht ganz ehrlich: Wir haben viele Mietshäuser, in denen die Gas- oder Ölheizung 28 Jahre alt ist. Die sind dreckig und ineffizient – aber die teure Wärme zahlen die Mieterinnen und Mieter. Mit dem neuen Gesetz wird es nicht nur sauberer, sondern vor allem auch billiger.
Aber was ist mit älteren Menschen, die in ihrem Häuschen leben und keine großen Rücklagen haben?
Ich empfehle mit dem Kaminkehrer zu sprechen: Wie alt ist die Heizung? Wann muss man etwas tun? Robert Habeck hat versprochen, dass es eine Regelung für ältere Menschen geben wird.
Das klingt noch sehr vage.
Das Bundeswirtschaftsministerium sollte möglichst schnell eine App programmieren: Man fotografiert das Typenschild seiner Heizung. Die App erkennt, wann die Heizung produziert worden ist. Und dann bekommt man gleich erklärt, was das neue Gesetz für die eigene Heizung bedeutet. Dann wird ganz schnell herauskommen, dass viele in den nächsten Jahren gar nichts tun müssen.
Im Wahlkampf sollten Sie sich auf viel Gegenwind gefasst machen – sowohl von Markus Söder als auch von Hubert Aiwanger.
Wer keine eigenen Ideen hat, der macht die Ideen der anderen nieder. Ich würde gerne mit den beiden in einen Ideenwettbewerb bei der Wärme einsteigen. In Bayern müssten wir die Tiefengeothermie endlich anzapfen. Damit könnten wir 40 Prozent des Bedarfs decken.
Erwarten Sie eine Art Bundestagswahlkampf?
Markus Söder wird alles dafür tun, um vom eigenen Versagen abzulenken. Das Wohnungsziel wurde verfehlt, bei der Energiewende geht nichts voran. Mit dem 49-Euro-Ticket merken die Menschen am Land erst richtig, wie schlecht die Anbindung an Bus und Bahn ist. Da verstehe ich schon, warum er lieber über Berlin redet. Uns geht’s um Bayern.
Interview: Mike Schier