Assads Rückkehr

Belohnung für zwei Kriegsverbrecher

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Er hat es einfach ausgesessen. Syriens Diktator Assad, der gut ein Jahrzehnt lang Krieg gegen sein eigenes Volk führte, der Krankenhäuser bombardieren und Menschen systematisch foltern ließ, der Chemiewaffen gegen Zivilisten einsetzte und Millionen zur Flucht drängte, der das Land in Schutt und Asche legte, dieser Mann ist zurück im Kreis der Arabischen Liga. Aus Sicht der Mitgliedstaaten mag es Gründe dafür geben, das Realpolitik zu nennen, aus Sicht der Vertriebenen, Hinterbliebenen, Toten, all jener, die weder Macht noch Lobby haben, ist das eisiger Zynismus.

Natürlich stellt sich die Frage der Alternative. Assad wird nicht verschwinden, es braucht wohl oder übel einen Modus des Umgangs. Seine ungenierte Rehabilitierung ist aber der denkbar schlechteste Weg – auch deshalb, weil die arabischen Staaten damit gleich zwei Kriegsverbrecher belohnen: Ohne Wladimir Putin, der Syrien als blutiges Testfeld für seinen späteren Angriff auf die Ukraine nutzte, wäre Assad nicht mehr an der Macht. Bis heute schützt Russland ihn vor einer Anklage am Internationalen Strafgerichtshof. Mit Sicherheit wird Putin Assads Rückkehr als Sieg und als Signal zugleich verstehen: Irgendwann kehren Geächtete zurück, egal, wie blutig ihre Hände sind.

Umso wichtiger ist, dass die USA und Europa es dem syrischen Diktator bei seiner grausigen „Mission Schwamm drüber“ nicht zusätzlich leicht machen. Der couragierte Besuch Wolodymyr Selenskyjs beim Gipfel in Saudi-Arabien dürfte da als Erinnerung dienen.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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