WIE ICH ES SEHE

Die Ordens-Rallye der Angela M.

von Redaktion

Im April bekam die Altbundeskanzlerin vom Bundespräsidenten den höchsten deutschen Orden verliehen. Aber das war nur der Auftakt zu einer größeren Ordens-Rallye. Am vergangenen Mittwoch erhielt die Altkanzlerin den Staatspreis, die höchste Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Nun soll Frau Merkel aber auch noch den Bayerischen Verdienstorden bekommen und wie es halt ist in Bayern, erhält sie den „für ihren Einsatz zum Wohl des bayerischen Volkes in einer Zeit, die von internationalen Krisen geprägt war“. Die Ordensübergabe ist für den 21. Juni in der Münchner Residenz geplant durch Ministerpräsident Markus Söder ganz persönlich.

Neben guten Entscheidungen hat Frau Merkel aber in ihrer langen Amtszeit einige eigentlich unverzeihliche Fehler gemacht. Durch den von ihr einseitig verfügten, rechtswidrigen sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft hat sie es Deutschland massiv erschwert, in der Abkehr von fossilen Brennstoffen und im Klimaschutz so voranzukommen, wie andere europäische Länder das schaffen können. Mit dem Durchwinken der beiden Ostsee-Gaspipelines aus Russland hat Frau Merkel die Beziehungen Deutschlands zu den osteuropäischen Verbündeten schwer beschädigt und das System Putin mit Milliarden gefüttert. Die deutsche Verteidigungsbereitschaft hat sie praktisch zerstört durch eine jahrelange Vernachlässigung der Bundeswehr. Obendrein wurde unter ihrer Ägide auch noch die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft. Vor allem bleibt befremdlich, dass sie bis heute keineswegs einräumt, Fehler gemacht zu haben. Wie immer schon ist von ihr zu hören, ihre Politik sei alternativlos gewesen. Die Ordensverleihungen sollen nun diesen frommen Glauben bestätigen.

Gerade in der jetzigen sogenannten „Zeitenwende“, wo die notwendigen Reparaturarbeiten an dem, was Frau Merkel hinterlassen hat, gerade beginnen, wäre es klüger, mit den Ordensverleihungen zu warten. Es kann ja sein, dass sich manches, was sie bewirkt hat, doch noch zum Besseren kehrt, auch wenn es gerade jetzt nicht danach aussieht. Möglich auch, dass die neue Ampel-Regierung – was Gott verhüten möge – ein so großes Chaos anrichtet, dass wir uns schon bald zurücksehnen nach der im Verhältnis dazu vielleicht doch nicht so schlechten Merkel-Regierung. Für die Orden ist dann immer noch Zeit.

Dass der Bayerische Ministerpräsident auf den Ordenszug aufspringt, passt zum System. Als Umweltminister war er einmal ein großer Befürworter von Merkels Kernkraft-Stopp. Dass er heute – vergeblich – für Kernkraft in Bayern kämpft, zeigt eine Lernfähigkeit, die er Frau Merkel vorauszuhaben scheint. „Wer das Kreuz hat, der segnet sich.“ Diese alte Wahrheit bestätigt sich immer, wenn Politiker sich gegenseitig Orden verleihen. Eigentlich ist es nur peinlich, denn der Staat, der hier Ehrungen verteilt, der ist man ja selber.

In republikanischen Städten wie Hamburg dagegen gehen traditionsbewusste Bürger noch weiter. Sie lehnen Ordensverleihungen durch den Staat grundsätzlich ab. Der freie Bürger lässt sich nicht ehren von einer Institution, die er selber geschaffen hat. So weit muss man nicht gehen, denn viele Ehrungen sind wirklich verdient. Ob die von Frau Merkel dazugehört, muss sich erst noch zeigen.

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VON DIRK IPPEN

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