VON DIRK WALTER
Iglu – war da was? Fast schon routinemäßig wurde diese Woche das niederschmetternde Ergebnis der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) zur Kenntnis genommen. Was waren das für Schockwellen, die vor gut 20 Jahren die erste Pisa-Studie auslöste. Da irritiert das dröhnende Schweigen zu Iglu umso mehr. Abgesehen von einigen Fachpolitikern äußerte sich diesmal: niemand.
Die Leseleistung deutscher Viertklässler ist seit 2001 im Sinkflug. Waren es einst (2001) 17 Prozent mit großen Schwierigkeiten, so sind es jetzt 25 Prozent. Deutschland rangiert weit hinter England oder Polen, die bis dato nicht als Schul-Streber aufgefallen waren. Und das, obwohl die Bildungsausgaben hierzulande ein Rekordniveau erreicht haben. Viele beruhigen sich mit dem Hinweis, neben der Corona-Pandemie seien die schlechten Ergebnisse eine Folge des hohen Migrantenanteils in den Schulen – verbrämt spricht man von „migrationsbedingten Disparitäten“. Aber das ist eine Ausrede. Kinder mit Migrationshintergrund gehören zu Deutschland, es ist fatal, wenn sie in der Schule abgehängt werden.
Nötig ist wohl eine Neuausrichtung des Grundschul-Unterrichts: die Konzentration auf das Wesentliche. Das bedeutet: mehr Lesen, mehr Deutsch, mehr Mathe (auch in den letzten Wochen vor den Sommerferien!), weniger Englisch, kein Schnickschnack wie Tablet-Unterricht in der Grundschule. Erstaunlicherweise sieht das auch Bayerns Kultusminister Piazolo so. Dabei war es seine Partei, die zum Beispiel die überflüssige Verbraucher-Pflichtwoche an allen Schulen eingeführt hat – nur um den Landfrauen zu gefallen. Auch das gehört jetzt auf den Prüfstand.
Dirk.Walter@ovb.net