Roger Waters in München

Gehirnwäsche als Konzert getarnt

von Redaktion

VON MICHAEL SCHLEICHER

Ja, es war ein schwer auszuhaltender Abend. Roger Waters lieferte in München Gehirnwäsche, getarnt als Rockkonzert: eine brutal populistische Show, die exakt jene Mechanismen virtuos bediente, die sie zu kritisieren vorgab. Dass im Internet nun Videos kursieren, die zeigen, wie der private Sicherheitsdienst Konzertgästen beim Einlass Fähnchen mit der Flagge der Ukraine oder Israels abnimmt, macht nochmals bitter klar, dass es Waters nicht um Dialog geht. Egal, was er behauptet. Hier will einer seine kruden Thesen in die Köpfe der Menschen hämmern. Ekelhaft.

So schwer es fällt, das zu schreiben: Es war trotz allem richtig, dass er auftreten durfte. Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut und gilt selbst für Menschen, die bewusst an der Grenze des Gerade-noch-Erlaubten marschieren. Nicht auszudenken zudem, wie Waters einen (möglichen) Erfolg vor Gericht gefeiert hätte. Abzulesen ist das in Frankfurt, wo er sich das Urteil entgegen der Faktenlage zum Freifahrtschein hinbiegt.

Falls er aber – wie angedeutet – wiederkommen will, muss die Stadt besser vorbereitet sein. Wie wäre es, wenn die Olympiahalle just an den möglichen Terminen für einen symbolischen Preis an Bands aus der Region vermietet wird? „Fuck off“ rief Waters seinen Kritikern zu. „Ausgebucht“ wäre Münchens Antwort. Selbe Botschaft, nur stilvoller. Und juristisch wasserdicht.

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