Mehr Fläche, weniger Bürokratie

von Redaktion

Der Ausbau der Windkraft macht Fortschritte, doch für die ehrgeizigen Ziele ist Tempo nötig

Berlin – Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck will den Bau von Windrädern an Land noch stärker vorantreiben. Klappen soll das, indem unter anderem mehr Flächen für Windräder bereitgestellt werden, durch eine gezieltere Gewinnung von Fachkräften und schnellere Genehmigungsverfahren. Über die Vorhaben diskutierte Habeck gestern mit Vertretern von Bund, Ländern und Energiebranche beim zweiten sogenannten Wind-Gipfel.

Habeck bezeichnete Windenergie an Land als Schlüssel der Energieversorgung. Beim Zubau von Windrädern und Genehmigungen gebe es positive Signale: So sei 2022 eine zusätzliche Leistung von 2,1 Gigawatt entstanden, 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr komme bis April eine neue Leistung von knapp 900 Megawatt hinzu, was etwa die Hälfte des gesamten Zubaus des Vorjahres sei. „Wir drehen den Tanker sozusagen wieder auf Kurs.“

Mit der neuen Strategie habe man viele weitere Stellschrauben herausgearbeitet, erklärte Habeck. „Da wir mehr als eine Vervierfachung des derzeitigen Zubaus brauchen, wollen wir auch die restlichen Hürden und Hemmnisse abbauen.“ So sei etwa mit dem Bundesverkehrsministerium vereinbart worden, dass Genehmigungen für den aufwendigen Transport von Windkraftanlagen leichter und schneller erteilt werden sollten.

Der Vorsitzende der Energieministerkonferenz der Länder, Sachsen-Anhalts Ressortchef Armin Willingmann (SPD), lobte die Strategie. Er mahnte angesichts der Vielzahl bestehender Regelungen etwa zum Artenschutz aber klare Vorgaben für die Genehmigungsbehörden aus dem Bundeswirtschaftsministerium an. Zudem sei Personalmangel „ein wichtiger limitierender Faktor“.

Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae: Sie forderte „mehr Personal, weniger Bürokratie, stärkere Digitalisierung“. Langwierige Genehmigungsverfahren und damit verbundene Unsicherheiten seien eins der großen Themen für Windanlagen-Hersteller. Darüber hinaus brauche die Energiewende neben dem Ausbau Erneuerbarer auch den Ausbau der Energienetze. „Um die für 2030 gesetzten Ausbauziele zu erreichen, brauchen wir eine Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit.“ Aktuell entstünden bundesweit jede Woche zehn neue Windanlagen. „Das Ziel müssen 30 sein.“

Im Jahr 2030 soll nach den Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen, derzeit ist es etwa die Hälfte. Der Strombedarf dürfte enorm steigen, durch Millionen von Elektroautos und Wärmepumpen.

Die Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie, Bärbel Heidebroek, bemängelte, der Aufschwung sei „weitgehend getragen von drei Bundesländern, von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein Westfalen“. Der Süden sei hingegen „ein Totalausfall“.

In Bayern, wo seit Einführung der 10-H-Regel im Jahr 2014 der Ausbau der Windkraft fast zum Erliegen gekommen ist, sind im vergangenen Jahr 14 Anlagen neu in Betrieb genommen worden. Das ist nicht viel, aber schon deutlich mehr als in den Jahren davor, als es jeweils nur sechs bis acht waren. 2023 kamen bis Ende April sieben weitere hinzu. Der größte Zuwachs stammt aus dem Jahr 2014 – mit 160. dpa/dg/mb

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