Historischer Europagipfel in Moldau

Der Rest von Putins Macht

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Mag das kriegerische Russland im „globalen Süden“ auch auf die Unterstützung von Ländern hoffen, die sich dadurch Vorteile versprechen – in Europa ist Putins dunkles Reich so isoliert wie kaum ein Land zuvor in der Geschichte der Nationalstaaten: Fast 50 europäische Staats- und Regierungschefs kamen gestern in einer beispiellosen Demonstration der Geschlossenheit im Frontstaat Moldau zusammen, um die russische Aggression gegen die europäische Friedensordnung zurückzuweisen. Wer historische Parallelen zu 2023 sucht, muss weit zurückblicken: 1814, auf dem Wiener Kongress, re-organisierte Europa seine Sicherheit nach der Niederringung Napoleons, 1945 ging es darum, die rauchenden Trümmer nach Hitlers Weltenbrand beiseite zu räumen.

Wie vernichtend die Niederlage Putins schon heute ist, lässt sich am eindrucksvollsten am Beispiel Deutschlands studieren: Die Zentralmacht Europas hat sich aus der energiepolitischen Umklammerung durch Russland befreit und ist vom eifrigsten Anwalt des Moskauer Regimes zu dessen entschlossenem Gegner geworden. Putins Traum, Europa zwischen Russland und Deutschland nach dem Muster der Zerschlagung Polens machtpolitisch neu aufzuteilen, hat sich in einen Albtraum verwandelt.

Leider werden den höchsten Preis für die Verteidigung der europäischen Freiheit noch lange die tapferen Ukrainer zu zahlen haben. Im Berliner Kanzleramt geht man davon aus, dass der Krieg noch Jahre anhalten könnte. Deutschland und der Westen haben versprochen, Kiew zur Seite zu stehen, doch den heißesten Wunsch wird Europa den Ukrainern auch künftig nicht erfüllen können. Zu Recht hat Außenministerin Baerbock gestern darauf hingewiesen, dass die Ukraine „mitten im Krieg“ der Nato nicht beitreten könne. Diese Macht bleibt Putin noch. Vorerst.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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