Ungleiche Erbschaften

Steuer-Schock in der Stadt

von Redaktion

VON ULRICH HEICHELE

Das entscheidende Wort wäre „Gemeinschaft“. Dafür ist der Staat zuständig: Einen Rahmen schaffen, in dem faire Regeln für alle gelten. Bei den derzeitigen Regeln fürs Erben verblasst das Wort „Gemeinschaft“ schnell – und wird ersetzt von einem tief gefühlten „Gemeinheit“. Natürlich muss einem niemand leidtun, der in München eine Wohnung oder ein Haus erbt. Er bekommt damit einen sechs- oder siebenstelligen Wert, für den er selbst nicht arbeiten musste. Aber: Das gibt dem Staat nicht das Recht, am Besitzerwechsel beliebig mitzuverdienen – schon gar nicht, wenn ein Haus von Generation zu Generation weitervererbt wird. Jedes Mal besteuert.

Dieses System ist vielfach ungerecht. Ist eine Immobilie in der Oberpfalz etwa im Vergleich zu München ein Fünftel wert, wird auch viel weniger Erbschaftsteuer fällig. Am Ende geht es aber in beiden Fällen um Wohnraum für gleich viele Personen. Hinzu kommt: Ist das vererbte Apartment nicht selbst bewohnt, dann wird ausgerechnet der Staat zum Preistreiber. Hohe Steuern führen dazu, dass der Erbe hohe Mieten verlangen muss, weil er sonst Minus macht. Der Staat muss die Realität berücksichtigen – und zum Beispiel Erbschaftsteuern senken, wenn sich der Erbe verpflichtet, langfristig niedrige Mieten zu verlangen.

Ulrich.Heichele@ovb.net

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