Jakarta/Berlin – Verteidigungsminister Boris Pistorius hat eine Woche vor der großen Luftwaffenübung „Air Defender 2023“ die Bedeutung für die Sicherheit Deutschlands und der Verbündeten betont. Zugleich sagte der SPD-Politiker am Montag am Rande einer Asienreise: „Natürlich tun wir alles, um die Auswirkungen für die Bevölkerung und den zivilen Luftverkehr so gering wie möglich zu halten. Dafür stimmen wir uns seit Monaten ganz eng mit allen Beteiligten ab.“ Am Manöver „Air Defender“ nehmen vom 12. Juni bis zum 23. Juni unter deutscher Führung 25 Nationen und 10 000 Soldaten mit 250 Flugzeugen teil, darunter 70 Maschinen aus Deutschland. Die Nato ist beteiligt. Auch vom bayerischen Fliegerhorst Lechfeld im Kreis Augsburg starten Übungsflüge.
Mit „Air Defender 2023“ als „größte Verlegungsübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato stärken wir das Bündnis und die transatlantischen Beziehungen. Gemeinsam mit unseren Verbündeten zeigen wir, dass wir das Bündnisgebiet reaktionsschnell und schlagkräftig verteidigen können“, sagte Pistorius, der am Montag die indonesische Hauptstadt Jakarta besuchte.
Luftstreitkräfte können durch ihre Reichweite und Geschwindigkeit in einer Krise schnell im Einsatz sein. Insbesondere die Verlegung über den Atlantik aus den USA mit etwa 100 Flugzeugen zeigt hier, wie Verstärkung herangeführt wird.
„Geübt werden Szenarien wie zum Beispiel die Bekämpfung von Drohnen oder Marschflugkörpern. Und auch die Verteidigung von Flughäfen wie auch Seehäfen“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Trainiert wird, wie ein fiktiver Angriff eines östlichen Angreifers (bezeichnet als Occasus) auf das Bündnisgebiet – hier auf Deutschland – von den Nato-Verbündeten gemeinsam zurückgeschlagen wird. Im Luftraum über Schwaben soll dabei allerdings vorwiegend die Luftbetankung geprobt werden.
Die jahrelange Konfrontation der Nato mit Occasus hat in dem Szenario den Boden der Bundesrepublik erreicht. „Spezialkräfte der Organisation Brückner und andere Truppen von Occasus konnten von Osten nach Deutschland eingeschleust werden. Nun halten Luft- und Bodenkräfte die gesamte Region Klebius besetzt, etwa ein Viertel des Landes“, schreibt die Bundeswehr dazu. Die Occasus-Allianz versuche nach Norden zur Ostsee vorzustoßen und den Rostocker Hafen in Besitz zu nehmen. Dabei nutze sie eine Mischung aus Sabotageaktionen und den Einsatz von Spezialkräften, die aus der Luft unterstützt werden. Die fiktive Folge: Das westliche Bündnis löst den Verteidigungsfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages aus.
Trotz Vorabsprachen und technischer Simulation zur Reduktion von Beeinträchtigungen seien Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr unvermeidlich, heißt es in dem Schreiben von Wissing und Pistorius.
Simulationen der Organisation Eurocontrol sollen ergeben haben, dass für die Dauer der Großübung täglich mit Gesamtverspätungen von bis zu 50 000 Minuten gerechnet werden kann, allerdings müssten dann weitere Faktoren wie zum Beispiel heftige Gewitter dazukommen. CARSTEN HOFFMANN