Heil und Baerbock in Brasilien

Pflege braucht mehr als Zuwanderung

von Redaktion

VON SEBASTIAN HORSCH

Deutschland sucht Leute, die hier mit anpacken. Rund 1,7 Millionen Stellen sind offen. Ganz besonders in der Pflege klafft seit Langem schon ein dickes Personalloch. In den Kliniken, in den Heimen, bei den mobilen Diensten – überall fehlen Mitarbeiter.

Insofern ist es natürlich richtig, dass die Minister Hubertus Heil (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) auf Werbetour nach Brasilien reisen. Genau wie es richtig war, dass der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) 2019 in Mexiko das Gleiche versuchte. Nur gebracht hat es eben nicht ganz so viel. Im Jahr 2022 wurden ganze 656 ausländische Pflegekräfte außerhalb der EU für Deutschland gewonnen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die langwierigen Verfahren zur Anerkennung von Berufsabschlüssen spielen eine Rolle. Aber auch die schwierige deutsche Sprache und die vergleichsweise hohe Abgabenlast dürften dazu beitragen, dass Deutschland weltweit für Arbeitsmigranten oft nicht die erste Wahl ist.

Dass das Bürokratie-Problem mittlerweile zumindest von der Politik als solches erkannt wurde, ist ein Fortschritt. Auch auf anderen Ebenen tut sich was. Immer mehr Kommunen locken (ausländische) Pflegekräfte mit günstigem Wohnraum. Doch die niedrigen Zahlen zeigen auch, dass sich die große Lücke alleine mit Zuwanderung nicht schließen lässt. Um endlich wieder viel mehr Menschen in den Beruf zu locken, muss er attraktiver werden. Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern vor allem auch um familienfreundlichere Arbeitszeiten.

Sebastian.Horsch@ovb.net

Artikel 10 von 11