Scholz setzt ein Signal auf hoher See

von Redaktion

VON MICHAEL FISCHER

Rostock – Es ist ein Fest für die Fotografen. Das Motiv: Ein leger gekleideter Kanzler auf hoher See. Die Sonne strahlt, auch der Gast auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ scheint bester Dinge. Scholz im Hubschrauber vom Typ „Sea King“. Scholz im Minenräumboot. Scholz mit der Mannschaft an der Ausgabe in der Schiffskantine. Erstmals macht sich der Bundeskanzler, der vor eineinhalb Jahren die Zeitenwende ausgerufen hat, ein umfassendes Bild von den Fähigkeiten der Marine. Die Fregatte ist zu diesem Zeitpunkt 20 Kilometer vor den Stränden der mecklenburgischen Ostseeküste unterwegs. Von der Kommandobrücke aus schaut sich Scholz an, wie das U-Boot „U33“ auftaucht und die Korvette „Oldenburg“ die Fregatte eskortiert.

Der Anlass ist ernst: Die Nato und Russland testen nun zwei Wochen parallel ihre Flotten in der Ostsee. An dem von den USA geführten Manöver „Baltops“ sind 50 Schiffe und Boote und 45 Flugzeuge mit 6500 Soldaten aus 19 Nato-Staaten und Schweden beteiligt. Die russische Ostseeflotte gibt am Montag überraschend bekannt, parallel mit 40 Schiffen, 25 Kampfjets und 3500 Soldaten üben zu wollen. Die Nato wurde vorher nicht informiert.

Schaukelt sich die Lage zwischen beiden Seiten durch die Manöver hoch? „Diese Befürchtung habe ich nicht“, sagt er und schiebt noch so einen typischen Scholz-Satz nach: „Es wird sehr verantwortungsvoll umgegangen von Seiten unserer Kräfte.“ Auch der Kommandeur der Marine-Kräfte der schnellen Nato-Eingreiftruppe, Flottillenadmiral Thorsten Marx, sagt: „Die Ostsee ist groß genug. Wir treten non-konfrontativ und sehr transparent auf.“ Das erwarte man auch von der russischen Seite.

Als Signal der Stärke an Russland will der Kanzler die Nato-Übung trotzdem verstanden wissen: „Es ist natürlich ein Zeichen, das wir mit dem Manöver, der Übung hier setzen, nämlich dass wir die Kraft haben, die Bündnis- und Landesverteidigung zu organisieren. Und das ist das, was verstanden wird.“

Auch der französische Flottentanker „Somme“ und Kriegsschiffe aus Spanien und Portugal beteiligten sich an der insgesamt vierstündigen Übung, die extra für den Kanzler auf die Beine gestellt wurde. Eurofighter- und Tornado-Kampfjets der Luftwaffe donnerten mehrfach über das 140 Meter lange Kriegsschiff mit seiner Besatzung von mehr als 200 Soldaten.

Mit einem Schlauchboot wird Scholz auf ein Minenjagdboot der Bundeswehr gebracht, um sich dort über den Schutz kritischer Infrastruktur auf dem Meeresboden zu informieren. Das Thema hat durch den noch nicht aufgeklärten Anschlag auf die Gas-Pipeline Nord Stream vor der dänischen Insel Bornholm an Brisanz gewonnen.

Deutschland hat seit Januar die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato übernommen. Die „Mecklenburg-Vorpommern“ ist derzeit das Flaggschiff der Speerspitze des Militärbündnisses, die offiziell „Very High Readiness Joint Task Force“ heißt. Die Eingreiftruppe wurde im Zuge der ersten Ukraine-Krise nach 2014 aufgestellt und ist ein zentrales Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland. Die Fregatte fährt nun weiter Richtung Osten, wo sie dann am „Baltops“-Manöver teilnimmt.

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