Bücherstreit in den USA

Selbst die Bibel ist nicht mehr heilig

von Redaktion

VON FRANK HEIDENREICH

Der amerikanische Kulturkampf erreicht die Schulen des Landes. Floridas Gouverneur und Präsidentschaftsbewerber Ron DeSantis hat mit seinem Verbot von Unterricht über sexuelle Orientierung das prominenteste Beispiel für zum Teil (erz-)konservative Umwälzungen der Lehrpläne geliefert, die in mehreren Bundesstaaten um sich greifen. Die Republikaner beackern dieses Feld gezielt, ihnen nahestehende Organisationen sind blendend aufgestellt und finanziell gut ausgestattet.

Zunehmend konservativ geprägte Schulbehörden bilden mittlerweile eine Front gegen nach ihrem Dafürhalten zu unpatriotische oder zu zweideutige Lerninhalte. Das hat beispielsweise Folgen für die Literaturauswahl. Eine vierstellige Zahl von Buchtiteln ist aus Schulbibliotheken verschwunden. Und der Streit treibt derart absurde Blüten, dass ein Schulbezirk in Utah die Bibel aus Grund- und Mittelschulen verbannt. Zu vulgär. Wenn es nicht so ernst wäre, man müsste fast lachen.

Indoktrination und das Verfolgen einer politischen Agenda – egal von welcher Seite – gehören nicht ins Klassenzimmer. Die Folgen zeigen sich bereits: eine Lehrerin, die wegen des Zeigens des nackten David von Michelangelo entlassen wird. Lehrer, die in vorauseilendem Gehorsam lieber auf Unterrichtsinhalte verzichten. Politische und gesellschaftliche Spannungen auf dem Rücken von Kindern auszutragen, ist vor allem eines: unanständig.

redaktion@ovb.net

Artikel 11 von 11