Nürnberg – Stimmungsvoll und fröhlich hat der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg begonnen – aber auch mit klaren Bekenntnissen zur Demokratie, zum Frieden, zur Unterstützung der Ukraine und zum Kampf gegen die Klimakrise. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief gestern bei einer Bibelarbeit zum Einsatz für die Demokratie und „trotzigem Mut“ auf, um den weltweiten Krisen mit dem Willen zur Veränderung zu begegnen. Unter Applaus rief er: „Gemeinsam werden wir diese Demokratie in diesem Lande verteidigen.“
Steinmeier, der als erster amtierender Bundespräsident eine Bibelarbeit hielt, sagte: „Wir können das Leid nicht abschaffen, und selten sofort, aber wir können die Zustände verbessern.“ Dabei verwies er auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen. Bei der Eröffnung des Kirchentags hatte sich Steinmeier klar hinter die Unterstützung der Ukraine mit Waffen gestellt. „Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen“, sagte das Staatsoberhaupt. Ein Thema, das auf dem Kirchentreffen bis Sonntag noch kontrovers diskutiert werden wird.
Auf breite Zustimmung indes dürfte sein Aufruf stoßen, mehr Wertschätzung für die Menschen auf dem Land zu zeigen. Sehr deutlich warnte er davor, Menschen vom Land als hinterwäldlerisch abzutun. „Das ist weit mehr als eine Stilfrage“, betonte Steinmeier. „Denn es ist der Anspruch der Demokratie, Raum zu bieten für die Vielfalt. Wenn größere gesellschaftliche Gruppen sich nicht mehr repräsentiert fühlen, dann bröckelt die Demokratie.“ Viele Menschen hätten ihm bei Besuchen im ländlichen Raum gesagt, dass sie sich oft abgewertet und abgehängt fühlten. „Es muss uns gelingen die Vielfalt von Lebensentwürfen abzubilden und wertzuschätzen“, mahnte Steinmeier und ergänzte unter dem Applaus mehrerer hundert Zuhörerinnen und Zuhörer: „Gemeinsam werden wir diese Demokratie verteidigen.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lehnte eine Ablösung der Staatsleistungen für die Kirchen in Deutschland ab. Er sei dagegen, die Kirche aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. cm/epd