Ärger um Gendersprache

Schleichende Entfremdung

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Friedrich Merz sagt mitunter kluge Dinge in nicht so klugen Worten. Jetzt wieder. „Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD“, verbreitete der CDU-Vorsitzende. Das ist verkürzt, zugespitzt, polemisch; kein Binnen-I macht aus Demokraten Radikale. In den Wut-Wallungen über Merz sollte nur eines nicht untergehen: Sein Beitrag streift einen wahren und unangenehmen Kern. Die Kluft wächst zwischen der Kommunikation von Politik und (Hauptstadt-)Medien einerseits und der Lebensrealität der Mehrheit der Menschen andererseits. Die künstliche Gendersprache ist dafür ein anschauliches Beispiel.

Viele Umfragen belegen: Die Menschen wollen diese Sprachvorgaben in ihrem Alltag nicht nutzen. Sie müssen ja auch nicht. Sie merken aber: Dort, wo sie regiert und informiert werden, ist das Gendern viel präsenter. Die Formeln der Politik und die Sprache der Menschen entwickeln sich also auseinander. Das ist ein schleichender Prozess, kein Bruch. Und es hat auch lang vor den Sternchen-Debatten begonnen, dass die Politik in Phrasen redet, die kein Frühstücks- oder Stammtisch nutzt, erst recht nicht jenseits der Großstadt. Was nun viele Deutsche nicht nur befremdet, sondern ärgert, ist, wenn der von allen verpflichtend finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk diese Gender-Sprache voll übernimmt. Mehrere Sender, vor allem nördlich von Bayern, sind da auf keinem zukunftstauglichen Weg, zumal in einer Lage, wo nach den nächsten Gebührenerhöhungen gerufen wird. Merz hat mit Kritik daran inhaltlich recht.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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