Neuschwanstein als Welterbe

Der Titel bedeutet eine Verpflichtung

von Redaktion

VON KATRIN WOITSCH

Schloss Neuschwanstein soll Weltkulturerbe werden – doch viele Menschen vor Ort sind alles andere als begeistert. Das ist erst mal überraschend – denn eigentlich ist der Titel eine Auszeichnung, die ein Kulturgut aufwertet. Neuschwanstein würde sich einreihen in Welterbe-Stätten wie die Pyramiden von Gizeh, das Forum Romanum oder den Kölner Dom. Die Schwangauer befürchten aber, dass er noch mehr Touristen anlockt.

Schon jetzt pilgern jährlich 1,4 Millionen Menschen zum Märchenschloss. Es braucht den Welterbe-Titel nicht, um touristische Aufmerksamkeit zu bekommen. Unberechtigt sind die Sorgen der Einheimischen trotzdem nicht. Schwangau ist eine kleine Gemeinde, die seit Jahren mit den Schattenseiten des Massentourismus kämpft. Dass die Bürger Angst vor noch mehr Verkehr, steigenden Preisen oder strengeren Auflagen haben, ist nachvollziehbar. Deshalb ist es klug, dass die Gemeinde sie bei der Welterbe-Bewerbung mitentscheiden lässt. Die Bewahrung kulturellen Erbes ist mit einem Titel nicht getan. Das kann nur gemeinschaftlich gelingen. Wenn die Schwangauer am Sonntag mit „Ja“ stimmen, sind die Ängste nicht verschwunden. Es sind kreative Tourismus-Konzepte gefragt – denn die Lebensqualität ist genauso schützenswert wie kulturelles Erbe.

Katrin.Woitsch@ovb.net

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