In der Mediendemokratie können kleine Dinge große Aufreger werden. Ob jetzt der Kanzler und seine Minister ebenfalls einmalig 3000 Euro Inflationsausgleich bekommen sollen, ist ein Musterfall. Für den Haushalt, wo die Milliarden nur so purzeln, bleibt das ein Bonsaibetrag. Für eine große Neid-Diskussion über fette Politikergehälter reicht’s auch nicht. Gemessen an Arbeitszeit und Belastung ist ein Kanzlergehalt winzig. Als Olaf Scholz im Mai vor vielen Sparkassendirektoren auftrat, war eines gewiss: Er war im Saal der mit dem niedrigsten Gehalt.
Das ist in Ordnung so. Wer in die Politik geht, sollte das nie mit dem Ziel und im Glauben tun, davon reich zu werden. Das spricht gleichzeitig auch Politiker nicht davon frei, Geld fehlzuleiten und zu verschwenden. Nur sollte, statt Scheindebatten über die Inflations-Prämie zu führen, konkret benannt werden, wo das passiert. Beim Aufblähen des Bundestags zum Beispiel, das – wenn auch mit parteipolitischer Schräglage – nun endlich gebremst wird. Oder beim grenzenlosen Aufstocken der Bundesministerien um tausende Stellen und dutzende Staatssekretäre. Politisch klug wär’s, würde das Kabinett Scholz auf die 3000 Euro verzichten oder sie spenden. Wirtschaftlich klug wär’s, besser die Freigebigkeit beim Personal zu stoppen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net