Berlin – Bei ihrer Frühjahrskonferenz in Berlin wollen die Innenminister von Bund und Ländern nicht nur über Spionagerisiken, Migration und Cannabis sprechen. Zu den Themen auf der XXL-Tagesordnung des Treffens, das heute Abend in Berlin beginnt, gehören auch neue Methoden zur Verhinderung willkürlicher Messerangriffe von Extremisten und psychisch Kranken. Anlass ist die tödliche Attacke nahe dem holsteinischen Brokstedt im Januar.
Die Minister haben allerdings recht unterschiedliche Vorschläge, wie dieses Ziel am besten erreicht werden kann. Sie reichen von der verbesserten Erfassung ausländischer Mehrfachtäter über Methoden zur Früherkennung potenzieller Amokläufer und Attentäter bis hin zu einem automatischen Austausch bestimmter Mitteilungen zwischen Ausländer-, Polizei-, Justiz- und Justizvollzugsbehörden.
Inwieweit auch Gesundheitsdaten weitergeleitet werden sollten, dürfte bei den Diskussionen sicher eine Rolle spielen. Denn vor einigen Attacken, bei denen in den vergangenen Jahren Fahrgäste und Passanten zu Opfern wurden, hatte es zuvor Hinweise auf psychische Erkrankungen gegeben. Oftmals kam ein islamistisches Motiv hinzu.
Der Palästinenser Ibrahim A. soll am 25. Januar in einem Zug von Kiel nach Hamburg bei Brokstedt Fahrgäste mit einem Messer angegriffen und zwei im Alter von 17 und 19 Jahren getötet haben. Die Aufarbeitung des Falles offenbarte unter anderem Defizite in der Kommunikation zwischen Behörden. Der Verdächtige hatte auch in anderen Bundesländern Straftaten verübt.
Gestern wurde bekannt, dass sich eine damals verletzte Frau das Leben genommen hat. Wie das „Flensburger Tageblatt“ berichtet, gehörte die 54-Jährige zu drei Opfern, die wegen der Schwere ihrer Verletzungen zeitweise in ein künstliches Koma versetzt wurden. Unter Berufung auf Polizisten schrieb das Blatt, die Frau habe dem mutmaßlichen Täter gegenübergesessen. Laut Justizministerium gab es nach der Messerattacke durch Opferschutzorganisationen sowie der Zentralen Anlaufstelle und der Opferschutzbeauftragten Hilfeangebote an alle Betroffenen.
Ebenfalls weit oben auf der Tagesordnung des Treffens steht das Thema Migration und Flüchtlinge. Einzelne Länder dringen auf vorübergehende stationäre Kontrollen an weiteren Grenzabschnitten, so wie es sie derzeit an der Grenze zu Österreich gibt.