Die (aus anderen Ländern übernommene) Idee, allen 18-Jährigen 200 Euro für Kulturangebote zu gewähren, ist im Grunde genommen klasse. Bei der Frage, wie Kultur definiert wird, gehen die Vorstellungen von Menschen aus der Generation von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und denen heutiger 18-Jähriger allerdings auseinander. Dass man etwa mit dem Pass CDs kaufen kann, aber nicht das Abo für einen Musikstreamingdienst, geht an der Lebensrealität der Jungen vorbei. Menschen wie Roth mögen ihren Enkeln nostalgische Erinnerungen an den Plattenladen schenken wollen, wie sie sie selbst haben – aber die Zeiten, in denen man im Geschäft mit verklebten Kopfhörern der Lieblingsband lauschte, sind vorbei. Warum kann ich mit dem Pass Instrumente kaufen, aber keine Malsachen oder Zeitungsabos? Wieso in den Botanischen Garten gehen, aber nicht in den Zoo?
Die Pass-Entwickler wünschen sich die 18-Jährigen (warum nur die?) zurück an den Kulturorten. Gerade diejenigen, die sich fragen, warum sie zwölf Euro fürs Kino ausgeben sollen, wenn sie für weniger bei Netflix und Co. ein Überangebot an Filmen bekommen können. Um sie zu gewinnen, müssen die Anbieter selbst aber auch kritisch hinterfragen, ob sie noch ihre Kundschaft im Blick haben. Fördergelder allein reichen nicht.
Katja.Kraft@ovb.net