EZB-Entscheid

Die Zinspolitik wird zum Drahtseilakt

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen erneut erhöht. Nun steht der Einlagensatz bei 3,5 Prozent. Und er dürfte weiter steigen: EZB-Chefin Christine Lagarde sagte, sie werde wegen der weiter hohen Inflation „sehr wahrscheinlich“ im Juli den nächsten Zinsschritt wagen.

Danach sollte sich die EZB (wie gerade die US-Notenbank Fed) jedoch eine Pause gönnen. Denn die Zinspolitik wird zum Drahtseilakt. Die deutsche Wirtschaft ist in die Rezession gerutscht. Da könnten noch höhere Zinsen, die ihre Bremskraft erst nach Monaten entfalten, sie komplett abwürgen. Zumal die EZB auf einige Faktoren, die die Teuerung treiben, nur begrenzt Einfluss hat. So berichten immer mehr Ökonomen, dass manche Unternehmen die Inflation nutzen, um die Preise über Gebühr zu erhöhen und sich so die Taschen vollzumachen.

Sparer mag es ärgern, dass der Zinsgipfel in Sicht sein dürfte. Sie sollten sich aber eines klar machen: Ihre Kontozinsen liegen meist weit unter dem Leitzins und selbst der gleicht die Inflation seit vielen Jahren nicht aus. Selbst als die Teuerung noch unter zwei Prozent lag, war das der Fall. Damals schmolz die Kaufkraft von Kapital nur weniger schnell dahin als heute. Wer sein Vermögen erhalten will, kommt also trotz Börsenschwankungen an riskanteren Anlagen wie Aktien weiter kaum vorbei. Je früher man sich das eingesteht, desto besser.

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