München/Vatikanstadt – Erzbischof Georg Gänswein (66) hat keine Aufgabe mehr im Vatikan. Der Heilige Stuhl teilte gestern mit, der Papst habe Gänswein angewiesen, ab dem 1. Juli vorläufig in seine Heimatdiözese zurückzukehren. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses, das er offiziell seit Dezember 2012 innehatte, habe Gänswein am 28. Februar dieses Jahres beendet. Da der langjährige päpstliche Privatsekretär weiterhin Priester der Erzdiözese Freiburg ist, bleibt dieses Bistum im Südwesten Deutschlands für seine Versorgung zuständig.
Zur beruflichen Zukunft oder zu Aufgaben Gänsweins in Deutschland machten der Heilige Stuhl und das Erzbistum Freiburg keine Angaben. Unklar ist bislang, wie eine Zusammenarbeit mit der Kirche vor Ort aussehen kann. Entsprechende Gespräche mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger laufen. Das Erzbistum Freiburg bestätigte auf Anfrage nur, dass Gänswein in der ersten Juliwoche seinen Wohnsitz in Freiburg nehmen wird.
Gänswein hat in den vergangenen Wochen sein Erinnerungsbuch mit dem Titel „Nichts als die Wahrheit“ in mehreren Lesungen im deutschsprachigen Raum vorgestellt. Das Buch sorgte für Schlagzeilen und Diskussionen, weil es unter anderem Details über Konfliktlinien zwischen dem amtierenden und dem vorigen Papst enthält. Zudem schreibt Gänswein detailliert, wie „schockiert und sprachlos“ er gewesen sei, als ihn Papst Franziskus 2020 als Präfekt des Päpstlichen Hauses beurlaubt hatte. Auf Fragen nach seiner Zukunft antwortete er bei den Buchvorstellungen wie folgt: „Ich bin nicht der, der entscheidet. Ich bin der, über den entschieden wird.“ Der normalerweise sehr mitteilungsfreudige Gänswein war gestern nicht zu einer Stellungnahme bereit. kna/cm