Der Bundeswehr-Einsatz in Mali ist so klar gescheitert, dass selbst in Berlin niemand mehr zum Schönreden ansetzt. Ein Einsatz zur Stabilisierung eines Landes kann nicht funktionieren, wenn ungehindert kriminelle Putschisten die Macht übernehmen, die westliche Soldaten als Besatzer empfinden und schikanieren. Das aktuelle Regime wirft sich russischen Söldnern an die Brust; und die darbende Gesellschaft des afrikanischen Landes hat nicht im Mindesten die Kraft, sich dagegen zu wehren.
Militärisch hat sich die Bundeswehr in Mali kein Versagen vorzuwerfen, die Fehleinschätzung war schon politischer Natur, und das in mehreren Hauptstädten Europas. Hier tobt das Dilemma wie schon im Afghanistan-Einsatz: Mit ein bisschen Präsenz lässt sich ein Bürgerkriegsland nicht befrieden, für robuste Großeinsätze gibt es bei uns aber keine gesellschaftliche Mehrheit. So kommt es zu erfolglosen Missionen, die trotz zu kleiner Dimension Milliarden verschlingen. Und an deren Ende sich die Bundeswehr aus dem Land retten muss.
Für den Mali-Einsatz heißt die kurzfristige Lehre: Raus. Jetzt. Es bringt nichts mehr. Ein Jahr lang, wie aktuell geplant, in aller Ruhe, aber bei stetig wachsender Gefahr den allmählichen Rücktransport einzuleiten, dauert zu lang. Ehe es wie beim Afghanistan-Debakel eine überstürzte Flucht der Soldaten geben muss, sollte Verteidigungsminister Pistorius in Absprache mit dem Bundestag einen schnellen, geordneten Abzug organisieren.
Christian.Deutschlaender@ovb.net