Eigentlich hat die AfD den Verfassungsschutz ganz gern. Warum? Weil er ihr immer wieder Anlass gibt, sich in ihre liebste Rolle zu begeben – die des Opfers, der vom Establishment verfolgten, einzigen Opposition. Das ist natürlich krachender Unsinn, wirkt aber als Narrativ in der eigenen Blase ganz hervorragend: Je genauer die Verfassungsschützer hinschauen, desto fester glauben viele in der Partei, auf der richtigen Seite zu stehen.
Darum wird der neue BfV-Bericht die wenigsten AfDler erschüttert haben. Aber all jenen, die der Partei zu Umfrage-Höhenflügen verhelfen, sollte er dringend zu denken geben. Die selbst ernannte Alternative hat einen Grad der Radikalisierung und inneren Verkapselung erreicht, der kaum mehr zurückzudrehen ist. Ein internes Korrektiv gibt es nicht (mehr). Zehn Jahre nach ihrer Gründung ist sie eine Partei, die Verschwörungsmythen pflegt, eine große Zahl von Extremisten beherbergt und – feine Patrioten – dem Kreml-Despoten nach dem Mund redet.
Natürlich ist die Wachsamkeit des Verfassungsschutzes unverzichtbar; sie zeigt, dass sich die Demokratie zur Wehr setzt gegen jene, die ihr schaden wollen. Um sie, die Demokratie, aber wirklich zu schützen, braucht es mehr: Bürger, die bei allem Frust über die Wucht der Probleme und die partielle Überforderung der Politik einsehen: Eine Alternative ist diese AfD nicht.
Marcus.Maeckler@ovb.net