Putin: Wirbel um Kitzbühel-Villa

von Redaktion

Seine älteste Tochter soll regelmäßig im Anwesen zu Gast sein – Ruf nach Einfrieren russischer Auslandsmilliarden

Kitzbühel – Trotz der Sanktionen gegen Russland sollen Wladimir Putin und ihm verbundene russische Oligarchen noch immer Vermögen und Villen in Österreich besitzen. Die „Rotenberg Files“, eine gemeinsame Recherche des Wiener „Standard“ und weiterer Medienpartner, enthüllen, dass etwa eine Millionen-teure Villa in Kitzbühel über zypriotische Tarnfirmen noch immer in Besitz von Arkadij Rotenberg sei. Der Oligarch Rotenberg gilt als Strohmann von Putin.

So behauptete Rotenberg etwa nach den Enthüllungen Alexej Nawalnys über ein Milliarden-Anwesen Putins am Schwarzen Meer, er sei der Besitzer des Luxus-Resorts, nicht der Präsident. Der Präsident und der Oligarch sind seit ihrer Jugend in St. Petersburg eng befreundet. Rotenberg gilt als „König der Staatsaufträge“, so wurde er etwa für den Bau der Krim-Brücke von Putin als „Held der Arbeit“ ausgezeichnet. Auch in der Kitzbühel-Villa mit einem 800 Quadratmeter großen Grundstück soll Putin wiederholt persönlich gewesen sein, hauptsächlich aber sei die älteste Tochter des Kreml-Herrn Marija Woronzowa dort regelmäßig zu Gast gewesen. „Jo kloar wohnt des Dirndl vom Putin da, des weiß ja eh a jeder“, zitiert der „Spiegel“ einen Nachbarn.

Auch Rotenberg steht auf der EU-Sanktionsliste, sein Besitz müsste also eigentlich eingefroren werden. Doch Putins „Alpenfestung“ ist trotz der Sanktionen bislang nicht beschlagnahmt worden. Ex-US-Finanzminister Larry Summers, Ex-Weltbank-Chef Robert Zoelick und der Ex-Top-Diplomat Philip Zelikow fordern, die rund 300 Milliarden Dollar an russischem Staatsvermögen, die eingefroren auf Konten westlicher Notenbanken und Kreditinstitute liegen, für den Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen. Bislang zögert der Westen mit diesem Schritt – aus rechtlichen Gründen, aber wohl auch, um Verhandlungsmasse für mögliche Friedensverhandlungen mit Putin zu haben.

Summers, Zelikow und Zoelick argumentieren jedoch: „Bankräuber können auch nicht erwarten, dass Banken ihren Tresor voll Beute respektieren.“ Staatliche Gegenmaßnahmen des Westens seien angesichts des russischen Bruchs des Völkerrechts gerechtfertigt. In London beginnt heute eine Konferenz, bei der über den Wiederaufbau der Ukraine verhandelt wird. Die Weltbank geht davon aus, dass mehr als 400 Milliarden Dollar für die Beseitigung der Kriegsschäden nötig sein werden.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte ihre Mitgliedsstaaten auf, für die kommenden vier Jahre Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro für die Ukraine bereitzustellen. Die Mittel sollen aus Krediten bestehen sowie aus Zuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Im laufenden Jahr unterstützt die EU die Ukraine mit rund 18 Milliarden Euro. Das Geld soll helfen, zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen.

KLAUS RIMPEL

Artikel 11 von 11