China und Deutschland

Besuch vom schwächelnden Riesen

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Aufstrebend und unverwundbar – so sieht man China nach wie vor. Dabei steht das Riesenreich vor enormen Problemen. Die Gesellschaft schrumpft, die Wirtschaft strauchelt, die Spannungen zwischen den politischen und wirtschaftlichen Eliten scheinen zuzunehmen. Auch der internationale Druck steigt, nicht zuletzt wegen Pekings Haltung zum russischen Krieg gegen die Ukraine. Man kann sagen: Die Stimmung trübt sich auf breiter Front. Dass vor diesem Hintergrund zahlreiche EU-Unternehmen die Flucht ergreifen, trifft Peking mehr, als es zugeben würde.

All das sollte man bei der Bewertung der jüngsten chinesischen Lockerungsübungen im Hinterkopf behalten. Natürlich sind Signale der Entspannung zwischen Washington und Peking begrüßenswert – ein Deutschland-/Bayernbesuch des chinesischen Regierungschefs nicht minder. Aber die Charmeoffensive geschieht nicht aus neuer Milde, sondern aus einer lange ungekannten Position des Schwächelns heraus. Darin liegen Chancen und Risiken für den Westen. Chancen, weil sich vor dem Hintergrund chinesischer Verwundbarkeit die Kräfte ein Stückweit neu justieren. Risiken, weil Peking zugleich dünnhäutiger, mitunter militärisch aggressiver wird, siehe Taiwan. Die Beziehung zu Peking wird auf absehbare Zeit labil bleiben.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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