Viele Münchner Radfahrer jubeln: Endlich soll die Lindwurmstraße für sie sicherer werden. In der Tat: Der geplante Umbau ist aus Radfahrer-Sicht längst überfällig. Doch gelöst sind die Konflikte auf dem Weg zur Radlhauptstadt deshalb noch lang nicht. Können sie auch nicht sein. Denn der Platz auf den Straßen ist endlich, und praktisch jeder Beteiligte hat ein berechtigtes Anliegen. Was man Radlern zusätzlich gibt, nimmt man automatisch Autofahrern und Geschäftsleuten weg.
An der Fraunhoferstraße hatte sich in ähnlicher Lage ein erbitterter Streit entzündet, Anwohner fühlten sich überrumpelt. Das ist an der Lindwurmstraße anders: Die Öffentlichkeit wird informiert, lang bevor die Pläne in den Stadtrat kommen. Da zeigt die Stadt Umsicht. Am Ende kann die Lösung nur ein Kompromiss sein. Und eben daran – an der Kompromissbereitschaft – muss so mancher Verkehrsteilnehmer noch arbeiten. Dieses Eindrucks kann man sich nicht erwehren, wenn man an einem durchschnittlichen Vormittag den Nahkampf zwischen Scheuklappen-Radlern, Gehweg-Parkern und Rote-Ampel-Passanten mitverfolgt. Ein neuer Radweg macht noch keine neue Rücksichtnahme.
Daniela.Pohl@ob.net