Überlegungen für 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn

von Redaktion

Verkehrsministerium prüft Verbesserungen – aber es fehlen Züge und Kapazitäten auf der ersten Stammstrecke

München – Es klingt utopisch und ist es wahrscheinlich auch: Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) ventiliert offenbar als Langzeitvorhaben die Idee, das S-Bahn-System in München von derzeitigen 20- auf einen 15-Minuten-Takt umzustellen. Die „SZ“ zitiert ein entsprechendes Schreiben Bernreiters, das allerdings bereits vom 29. September 2022 stammt und nicht mehr aktuell sein dürfte.

Wörtlich heißt es demnach, zur Stärkung des S-Bahn-Verkehrs könnte „auf den Linien S1, S2, S3, S4, S6 und S8“ der Grundtakt „ganztägig von einem 20-Minuten-Takt auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet“ werden. Als Grund für die Überlegungen führt Bernreiter die Verzögerungen bei der 2. S-Bahn-Stammstrecke an. Das Bauprojekt verzögert sich bekanntlich wahrscheinlich bis 2037 und wird immens teuer – 8,5 Milliarden Euro nach derzeitiger Schätzung. Die S-Bahn-Kunden könnten nicht so lange auf Verbesserungen warten. Die Finanzierung – in Bernreiters Schreiben werden 45,2 Millionen Euro jährlich genannt – sei allerdings „nicht gesichert“.

Das fehlende Geld ist allerdings wohl das kleinste Problem: Eigentlich soll ein 15-Minuten-Takt von und nach München erst mit der 2. Stammstrecke eingeführt werden. So sieht es das aktuelle, mit Bahn und Bayerischer Verkehrsgesellschaft abgestimmte Betriebskonzept vor. Für Reisende wäre der 15-Minuten-Takt zwar schlechter merkbar, aber immerhin würden dann vier statt drei S-Bahnen je Stunde fahren. Ein 15-Minuten-Takt auf der jetzigen Stammstrecke gilt allerdings als nicht durchführbar. Für die S-Bahn ist es schon jetzt schwierig genug, den 20-Minuten-Takt aufrecht zu erhalten – vor allem an den Nahtstellen Pasing, Laim und Ostbahnhof, wo verschiedene Linien aufeinander treffen, gibt es immer wieder Verspätungen. Auch auf den Außenästen gibt es Engpässe – die S7 ist sogar eingleisig, weshalb hier ein 15-Minuten-Takt in Bernreiters Papier nicht einmal erwogen wird.

Hinzu kommt: Der S-Bahn fehlen schlicht Züge. Sie hat derzeit 238 Fahrzeuge der Baureihe ET 423, hinzu kommen zwei dutzend, allerdings nur begrenzt einsetzbare Züge der älteren Baureihe Et 420 („Olympia-Zug“). 15 weitere Züge von der S-Bahn aus Hannover sollen die Münchner S-Bahn verstärken – noch ist allerdings kein einziger Zug eingetroffen.

Angesichts dieser Probleme werden die Überlegungen im bayerischen Verkehrsministerium derzeit auch sehr zurückhaltend bewertet. „Eine Taktverdichtung ist Ziel für die künftige Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Großraum München“, erklärt ein Pressesprecher. Er verweist darauf, dass Ende 2022 der Takt bereits auf 20 Minuten bis zu den Endpunkten verdichtet worden sei. Eine weitere Taktverdichtung hänge „von infrastrukturellen Voraussetzungen ab“ – sprich dem Bau weiterer Gleise. DIRK WALTER

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