Nach zwei traurig gescheiterten Einsätzen in Afghanistan und Mali stehen viele Bürger weiteren Auslandsmissionen der Bundeswehr skeptisch gegenüber. Die Lesart, am Hindukusch werde unsere Freiheit verteidigt und in Mali die Sicherheit Europas vor einem neuen Terroristen-Nest, hat sich nicht voll durchgesetzt im Land. Ausgerechnet jetzt kommt nun Verteidigungsminister Boris Pistorius mit einer neuen Mission in Litauen an?
Trotzdem spricht viel für das vorerst vage Versprechen an den baltischen Staat, der sich Schutz und Truppenpräsenz sehnlich wünscht. Es geht ja nicht um eine rotierende Auslandsmission, sondern ums dauerhafte Stationieren einer 4000-köpfigen Brigade, rund ein Viertel der Stärke der litauischen Armee. Russland von einem militärischen Vorgehen im Baltikum abzuschrecken, liegt im deutschen, europäischen, westlichen Urinteresse. Es ist gut und vertrauensstiftend, wenn die Bundeswehr dazu mehr beiträgt als bisher mit 800 Soldaten.
Die Einwände dagegen sind bisher nicht strategischer, sondern kleinteiliger Natur: Man wird Infrastruktur brauchen für die Soldaten und ihre Familien, es wird dauern, bis das gebaut ist. Stimmt. Doch die Bedrohung durch Russland wird sehr deutsche Bau- und Logistikfragen leider überdauern.
Christian.Deutschlaender@ovb.net