Berichte: Prigoschin hatte Mitwisser im russischen Militär

von Redaktion

„General Armageddon“ ließ Söldner-Chef fallen – Mindestens neun Tote bei russischem Raketenangriff auf Restaurant

München – Söldner-Führer Jewgeni Prigoschin hat bei seinem Aufstand offenbar auf mehrere Unterstützer unter russischen Generälen gesetzt. Laut US-Geheimdiensten soll der stellvertretende Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, vorher von dem Aufstand der Söldnergruppe Wagner gewusst haben. Der General, den russische Medien wegen seiner Gnadenlosigkeit „General Armageddon“ nennen, war im Januar nach Kritik wegen militärischer Rückschläge von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Vize degradiert worden.

Surowikin sei „der einzige Mensch mit Generalsstern, der was vom Kämpfen versteht“, sagte Prigoschin damals. Doch der vermeintliche Partner ließ den Söldner-Chef während des Aufstandes im Stich und forderte ihn per Videobotschaft auf, den Machtkampf zu beenden. Laut „New York Times“ gibt es Anzeichen, dass Prigoschin auf den Rückhalt weiterer unzufriedener Generälen gehofft hatte. In US-Regierungskreisen sei man überzeugt, dass der Wagner-Chef den Putsch nicht gewagt hätte, wäre er sich des Rückhalts in Militärkreisen nicht sicher gewesen. Diese Militärs stehen jetzt im Visier von Putins Säuberung: General Surowikin wurde seit der Meuterei nicht mehr öffentlich gesehen. In russischsprachigen Medien kursierten am Mittwochabend Gerüchte, er sei womöglich festgenommen worden.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko behauptet, dass Putin Prigoschin töten wollte, er ihn aber davon abgehalten habe. In einer Rede bei einer militärischen Zeremonie erklärte Lukaschenko, Putin hätte am Samstag bereits eine „grausame Entscheidung getroffen“. Doch Lukaschenko habe Putin die „harte Entscheidung“ ausgeredet. Prigoschin umzubringen sei zwar theoretisch möglich, würde aber ein großes Blutvergießen nach sich ziehen, habe Lukaschenko Putin erklärt. Er habe ihm stattdessen angeboten, Kontakt zum Wagner-Chef aufzunehmen. Prigoschin sei am Telefon „halb verrückt“ gewesen, habe eine halbe Stunde lang geflucht, „zehnmal mehr als normal“, so Lukaschenko. Er habe den Söldner-Chef aber zur Vernunft gebracht.

Laut dem US-Institut für Kriegsstudien wird der belarussische Präsident versuchen, mithilfe der Wagner-Kämpfer seinen Spielraum zu erweitern. Lukaschenko wolle der Absicht des Kreml, Belarus zu absorbieren, entgegenwirken. Prigoschin ist laut Lukaschenko in Belarus angekommen und soll mit ihm weiter treuen Söldnern auf einer verlassenen Militärbasis Unterschlupf bekommen.

Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind indes neun Menschen getötet und 56 weitere verletzt worden. Unter den Toten seien drei Kinder, die aus den Trümmern geborgen wurden, teilte der Rettungsdienst der Ukraine am Mittwoch mit. Auch unter den Verletzten sei ein kleines Kind. Laut der ukrainischen Polizei hatte Russland am Dienstag zwei Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 auf die Stadt abgefeuert. Bei dem Angriff wurde das Restaurant Ria Pizza im Zentrum zerstört, das bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt war. Ukrainische Medien berichteten, dass sich ausländische Militärausbilder in der Stadt befänden. KLAUS RIMPEL

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