Die Union auf Strategie-Suche

Jenseits der Schlagzeilen

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Die Union steckt in der Sinnkrise: Warum profitiert man so wenig vom Frust über die Ampel-Regierung, fragen sie sich in CDU und CSU. Und warum erstarkt stattdessen die AfD? Die ganze Ratlosigkeit zeigt sich in der Erkenntnis von Friedrich Merz, man müsse nun „klare Kante“ gegen den „Hauptgegner“ zeigen: die Grünen. So als habe es das vergangene halbe Jahr mit dem Streit um Heizungen, Gendern und Klima-Kleber nicht gegeben.

Nein, der Weg aus dem konservativen Dilemma muss ein anderer sein. Die CDU geht ihn sogar schon mit ihrer Arbeit am neuen Grundsatzprogramm, nur verkauft sie ihn noch unzureichend. Statt sich in jede von „Bild“-Zeitung und Sozialen Netzwerken aufgebauschte Aufreger-Debatte zu stürzen, sollte sich die Partei als solide, in bestem Sinne konservative Regierungsalternative positionieren. Mit Antworten auf große Fragen zu Wohnraum- und Fachkräftemangel, Klimaschutz, Altersarmut und Rente sowie einer passenden Regulierung für Künstliche Intelligenz. Und am besten hinterlegt man jedes Thema mit glaubwürdigen Köpfen – was vor der Wahl dann in ein fast logisches Schattenkabinett münden könnte.

Vieles davon liefert erst mal keine schnellen Schlagzeilen. Aber wenn der Wahltag naht, besinnen sich doch viele Bürger darauf, welchen Parteien und Personen sie in einer komplexen Welt am ehesten vertrauen. Weder Angela Merkel noch Olaf Scholz wurden Kanzler, weil sie steile Thesen und die tollsten Twitter-Sprüche hatten.

Mike.Schier@ovb.net

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