Die Natur schert sich nicht um Grenzen. Deshalb ist der Umweltschutz ein zentraler Beleg dafür, wie wichtig die EU ist. Das verheerende Fischsterben des letzten Sommers, als 1000 Tonnen verendete Bleie, Güster oder Gründlinge in der Oder trieben, ist so ein Beispiel: Salzeinleitungen aus dem polnischen Bergbau führen im Verbund mit Hitze und Sonne zum explosionsartigen Wachstum der Goldalge, die die Fische massenhaft tötet – im deutschen wie im polnischen Teil der Oder.
Ein erneutes Massensterben in diesem Sommer, das dann wohl dauerhafte Folgen für das Ökosystem hätte, lässt sich nur durch deutsch-polnische Zusammenarbeit verhindern. Doch hier zeigen sich leider auch die Grenzen der EU: Polen sieht die Oder als Wasserstraße für die Industrie und unternimmt trotz aller Appelle der Bundesumweltministerin Steffi Lemke nichts, um die Salzeinleitungen und den Ausbau des Flusses zu stoppen.
Aber es wäre zu billig, allein Polen die Schuld an der Öko-Katastrophe mit Ansage zu geben. Denn der Streit um die Zukunft der Oder ist mal wieder auch ein Ampel-Problem: Anders als die Grüne Lemke ist FDP-Verkehrsminister Volker Wissing gegen ein Moratorium für das 2015 geschlossene deutsch-polnische Abkommen zum Oder-Ausbau. Dabei sollten Wassermangel und Dürre allen Politikern, auch in der FDP und in Polen, zeigen: Flüsse sind für unser Überleben zentrale Ökosysteme, keine Wirtschaftswege und Abwasser-Kloaken.
Klaus.Rimpel@ovb.net