München – Neben den eigentlichen Kriegshandlungen gibt es im Geheimen eine zweite Front, mit der Kiew Russland zu zermürben versucht: Immer wieder gelingen spektakuläre Anschläge auf Symbolfiguren des russischen Angriffskriegs, bei denen wohl der ukrainische Geheimdienst als Drahtzieher fungiert. Doch diesmal scheint der russische Geheimdienst FSB eine Attacke verhindert zu haben.
„Ein von den ukrainischen Geheimdiensten organisierter versuchter Anschlag auf den Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, wurde vereitelt“, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass den russischen Geheimdienst. „Der Bombenleger hatte keine Zeit, sein kriminelles Vorhaben in die Tat umzusetzen, weil er in dem Moment gefasst wurde, als er den Sprengkörper aus einem Versteck holte“, gab der FSB weiter an.
Der im heutigen Moldau geborene Aksjonow wurde nach der Krim-Annexion 2014 zunächst zum Ministerpräsidenten der international nicht anerkannten Republik Krim ausgerufen. Nach dem Beitritt zur Russischen Föderation am 18. März 2014 setzte der Kreml den 41-jährigen Ukrainer dann als Gouverneur der Krim ein. Aksjonow soll nach dem Zerfall der Sowjetunion der Mafia-Vereinigung Salem angehört haben, unter dem Spitznamen „böser Kobold“ sei er deren „Vollstrecker“ gewesen – was Aksjonow bestreitet. Das Mitglied der Putin-Partei Einiges Russland steht auf den Sanktionslisten von USA und EU.
Die Ukraine hat immer wieder mit Attacken auf russischem Gebiet für Panik in Kreml-Kreisen gesorgt: Im August 2022 zum Beispiel tötete in der Nähe von Moskau eine Autobombe die russische Kriegs-Unterstützerin Darja Dugina. Der Anschlag, der laut US-Geheimdiensten vom ukrainischen Geheimdienst geplant wurde, galt wohl Duginas Vater, dem radikalen Putin-Einflüsterer Alexander Dugin.
Am 2. April 2023 tötete zudem eine in einer Büste versteckte Bombe den Kriegs-Blogger Wladlen Tatarski in einer Bar in St. Petersburg. Die russische Polizei verhaftete die 26-jährige Darja Trepowa, die Tatarski die Büste, die ihn selbst darstellte, überreicht haben soll. Als Drahtzieher bezichtigt der FSB den Ukrainer Juri Denissow, der in die Türkei fliehen konnte.
Und nicht zu vergessen, die Drohne am Kreml: Am 3. Mai 2023 wurden zwei Drohnen unmittelbar am Kreml abgeschossen. Bis heute ist unklar, wer wirklich hinter der Attacke steckte. Moskau beschuldigte zwar Kiew, legte aber keine Beweise vor. Experten halten es für schwer vorstellbar, dass die Drohnen unbemerkt von der Ukraine bis Moskau fliegen konnten.
Derweil gehen die Kämpfe im Osten der Ukraine weiter. Die Gegenoffensive der Ukraine kommt nur langsam voran. Trotzdem erwägt Moskau die Verschiebung der dort im Herbst geplanten Regionalwahlen. kr