Jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig. 5,9 Prozent sind sogar krankhaft fettsüchtig. Corona hat Kindern und Jugendlichen zusätzlich geschadet, weil Verabredungen und gemeinsames Sporttreiben über geraume Zeit deutlich eingeschränkt waren. Deutschlands Ernährungsminister Cem Özdemir will jetzt mit einem Werbeverbot für ungesunde Kindersnacks dem Kinderspeck zu Leibe rücken.
Özdemir hat seine Pläne zwar inzwischen abgespeckt, nachdem die FDP und auch die Werbebranche auf die Barrikaden gegangen sind. Aber im Fernsehen soll für Schoko, Snacks und süße Limo wochentags von 17 bis 22 Uhr, sonntags sogar von 8 bis 22 Uhr ein Werbeverbot gelten. Ursprünglich wollte Özdemir ein Verbot an allen Tagen zwischen 6 und 23 Uhr. Auch Werbeplakate im Umfeld von Schulen und Kitas sollen verbannt werden.
Bei allem Verständnis für den Wunsch nach einer gesunden Ernährung geht das zu weit. Es ist und bleibt Aufgabe der Eltern, Kinder zum gesunden Umgang mit Süßigkeiten und Snacks zu erziehen. Und ebenso zu einer kritischen Distanz zu Werbung. Der Staat kann und darf ihnen diese Verantwortung nicht abnehmen. Er kann, soll und muss Aufklärung betreiben. Und die Schulen müssen helfen, aus Kindern kritische Verbraucher zu machen, die nicht alles schlucken, was ihnen die Werbung vorgaukelt. Da braucht es keinen Zensor Özdemir.
Claudia.Moellers@ovb.net