Bundestag lehnt Entwürfe ab

Wie halten wir es mit dem Sterben?

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Es ist gut, dass es gestern im Bundestag für keine der beiden Gesetzesinitiativen für Sterbehilfe eine Mehrheit gab. Das zwingt Politik und auch die Gesellschaft dazu, sich noch einmal intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, das so gerne von allen, denen es gesundheitlich gut geht, ignoriert wird. Es braucht eine öffentliche Debatte.

Suizidbeihilfe ist ein ebenso schwieriges wie wichtiges Thema, vor dem sich keiner drücken kann. Wer hat kein Verständnis für Menschen, die aufgrund einer Krankheit entsetzliche Qualen leiden und daher ihr Leben und ihr Leiden beenden wollen? Dass ihnen nach gründlicher medizinischer und psychologischer Beratung ein Arzt beim Suizid helfen kann, ohne sich strafbar zu machen, muss geregelt werden.

Doch was ist mit Menschen, die psychisch krank sind und lebensmüde? Gilt dann ebenso die Entscheidung des freien Willens? Was ist mit alten Menschen, deren Kinder für den Platz im Altenheim zur Zuzahlung verpflichtet sind und die ihre Angehörigen (von sich) entlasten wollen? Wie kann da unterschieden werden zwischen dem freien Willen, sterben zu wollen, und der Sorge, anderen nicht zur Last zu fallen? Flankierend zur gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe, die notwendig ist, braucht es daher eine umfangreiche Aufklärung über die segensreichen Möglichkeiten der Palliativmedizin und eine Stärkung der Suizidprävention. Denn es geht um das Kostbarste, was wir haben: Unser Leben.

Claudia.Moellers@ovb.net

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