Wenn von der alternden Gesellschaft die Rede ist, geht es meist um die Finanzen der Sozialversicherung oder die Personalnot in Kliniken und Pflegeheimen. Von einem anderem wichtigen Phänomen ist wenig zu hören, obwohl es den Wohlstand des Landes enorm bedroht. Es fehlt der unternehmerische Nachwuchs, der die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung von morgen schafft. Ein Wunder ist das nicht. Ältere sichern eher ihren Lebensstandard ab, statt Neues zu wagen. Risikobereitschaft und Experimentierfreude sind Tugenden in jungen Jahren.
Dazu kommt der Trend zur geringeren Arbeitsbelastung. Individuell ist der Wunsch nach flexiblen und familienfreundlichen Arbeitszeiten verständlich, zumal sich das Machtverhältnis zugunsten der Arbeitnehmer verschoben hat. Doch volkswirtschaftlich verbreitet sich mit all diesen Entwicklungen ein schleichendes Gift. Es fehlt an Gründern oder Unternehmensnachfolgern, weil das mit viel Arbeit und Ärger verbundene Lebensmodell nicht mehr attraktiv genug erscheint.
Der Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gerät angesichts anderer wichtiger Themen zu sehr ins Hintertreffen. Dabei wird die Lösung ganz großer Probleme, etwa des Klimawandels oder der Rentenfinanzierung, nur mit erfolgreichen Unternehmen möglich sein. Auch sind notwendige technologische Fortschritte nur mit pfiffigen jungen Leuten erreichbar. Dieser Zusammenhang findet zu wenig Niederschlag in der Wirtschaftspolitik.
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