Südafrika und Russland haben eine ganz spezielle Beziehung. Der regierende ANC fühlt sich Russland verpflichtet, weil die Sowjetunion einst seinen Kampf gegen die Rassentrennung unterstützte. Dabei unterschlägt der ANC allerdings, dass auch die Ukraine ein Teil dieser Sowjetunion war. Das Argument mit der historischen Verbindung zu Moskau ist also eher eine Ausflucht.
In Wahrheit geht es bei der Ukraine-Politik Südafrikas um Vorteile in der Gegenwart. Das Lavieren zwischen dem Westen, China und Russland bietet die Chance, von allen Seiten zu profitieren. Doch das seit Monaten andauernde Hickhack um Wladimir Putins Besuch beim BRICS-Gipfel zeigt die Grenzen dieses Schlingerns zwischen den Machtblöcken auf: Südafrika ist eben nicht nur BRICS-Mitglied, sondern auch Vertragsstaat des Internationalen Strafgerichtshofs. Und als solcher hätte Pretoria Putin beim BRICS-Gipfel verhaften müssen. Die Sorge, dass die südafrikanische Justiz trotz Kriegs-Drohungen aus dem Kreml tatsächlich ernst machen könnte, war nun offenbar so groß, dass Putin seine Gipfel-Teilnahme absagte. Das beweist, dass der Haager Gerichtshof mehr ist als ein Papiertiger: Wenn Putin sich nicht mehr trauen kann, selbst befreundete Staaten zu besuchen, ist das eine harte Strafe für einen Führer einer angeblichen Weltmacht. Putin verliert erneut an Macht.
Klaus.Rimpel@ovb.net