Flammender Zorn erfasst Bagdad. Die beiden Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark münden in Aufständen im Irak, Botschaften werden gestürmt und in Brand gesetzt – eine Eskalation, die in ihrer Nutzlosigkeit beispielgebend für viele Konflikte dieser Welt ist.
Was für ein Staatsversagen; beiderseits. Klar, dass ein Land die Botschaftsbauten vor einem aufgehetzten Mob schützen muss. Komplizierter ist der Aspekt, wie der Westen seine Werte bewahren muss. Da lauert nämlich ein Missverständnis: Es ist grotesk falsch verstandene Liberalität, das öffentliche Schänden religiöser Symbole und Zerstören einer heiligen Schrift (egal welcher Religion) als „Meinungsfreiheit“ zu schützen. Liberale Gesellschaften müssen scharfe, schärfste Kritik an Kirchen und Religionen dulden, ja, sogar öffentlich Raum dafür schaffen, ebenso höhnische Karikaturen dulden. Aber sie müssen Grenzen zu extremistischen Gewaltaufrufen durchsetzen. Das deutsche Strafrecht tut dies, auch mit historisch hoher Sensibilität gegenüber Bücherverbrennungen. Die schwedischen Behörden sehen sich dazu außerstande. Ein Fehler. Das ist nicht Stärke, nicht Verteidigung von säkularem Staatsfundament und Freiheit, sondern Wegducken. Seine Werte muss man bei Bedarf auch gegen Provokateure und Extremisten im Inneren verteidigen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net