Ökopartei umwirbt die CSU

Grüner Irrglaube

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Man darf sich schon die Augen reiben: Die Grünen, die sonst an der CSU im Allgemeinen und an Markus Söder im Besonderen kein gutes Haar lassen, dienen sich den Christsozialen als Koalitionspartner in Bayern geradezu an. Seine Partei würde Söder guttun, konstatierte der Bundesvorsitzende Omid Nouripour am Wochenende in unserer Zeitung. Dahinter steckt ein gerüttelt Maß an Verzweiflung – denn aktuell will der Wahlkampf der Ökopartei einfach nicht in Schwung kommen.

Zumindest dieser Teil der Strategie Markus Söders ist also aufgegangen. Früh, sehr früh hatte sich der Ministerpräsident gegen Schwarz-Grün festgelegt. Damit gibt es gar keine Machtoption mehr für die Partei, deren Spitzenkandidatin Katharina Schulze wegen der – antiquierten – Altersgrenze auch nicht Ministerpräsidentin werden könnte. In Kombination mit der schlechten Performance der Ampel-Koalition lähmt das geradezu. Von den Ergebnissen eines Winfried Kretschmann im benachbarten Baden-Württemberg sind die bayerischen Grünen meilenweit entfernt. Deshalb klammert man sich an die Hoffnung, Söder könnte bei einem mäßigen CSU-Ergebnis nach der Wahl doch wieder eine 180-Grad-Wende hinlegen. Es wäre ja nicht das erste Mal.

Tatsächlich ist viel in Bewegung geraten: Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als steuere der Freistaat auf einen langweiligen Wahlkampf zu. Inzwischen aber ist der Frust in der CSU über Hubert Aiwanger enorm. Auch Schwergewichte im Kabinett haben keine Lust mehr auf die Freien Wähler. Trotzdem wäre es grüner Irrglaube, dass sich die CSU bei der Suche nach Alternativen nach links wendet. Im städtischen Raum mag es Sympathien geben. Am Land aber haben zwei Jahre Ampel zu große Spuren bei der konservativen CSU-Basis hinterlassen.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 1 von 11