Kathedrale von Odessa durch Luftangriff schwer beschädigt

von Redaktion

Seit Kündigung des Getreideabkommens wird die Hafenstadt täglich bombardiert – Selenskyj kündigt Vergeltung an

Odessa/Kiew – Russische Streitkräfte haben die zum Unesco-Welterbe gehörende orthodoxe Kathedrale in der ukrainischen Metropole Odessa am Schwarzen Meer schwer beschädigt. In der Nacht zu Sonntag habe eine Rakete den Hauptaltar getroffen, teilte die örtliche Diözese der Ukrainischen Orthodoxen Kirche mit. Ein Wachmann wurde demnach verletzt und in eine Klinik gebracht. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Decke der Kathedrale eingestürzt ist.

Durch den Beschuss brach ein Feuer im Gotteshaus aus, das von der Feuerwehr gelöscht werden musste, wie es hieß. Laut den Angaben der ukrainischen Behörden von Sonntag wurden bei dem russischen Raketenangriff mehr als 40 Gebäude in Odessa beschädigt. Zwei Menschen kamen demnach ums Leben. 22 Personen seien verletzt worden, darunter vier Kinder.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte nach den neuen russischen Angriffen Vergeltung an. „Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, gegen eine Kathedrale – es kann keine Entschuldigung für das russische Böse geben“, schrieb Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal. „Wie immer wird auch dieses Böse verlieren. Und es wird für Odessa definitiv eine Vergeltung gegen die russischen Terroristen geben.“

Russland hatte am vergangenen Montag unter internationalem Protest ein Getreideabkommen mit der Ukraine aufgekündigt und bombardiert seitdem täglich Odessa. Die Millionenstadt spielte für den Export der Nahrungsmittel übers Schwarze Meer eine zentrale Rolle. Bei Angriffen in der Nacht zum Sonntag wurden ukrainischen Angaben zufolge insgesamt 19 russische Raketen und Marschflugkörper abgefeuert. Die Luftverteidigung habe neun davon abwehren können. Der Chef der Militärverwaltung im ostukrainischen Gebiet Donezk, Pawlo Kyrylenko, berichtete zudem von einem russischen Angriff mit Streumunition auf die Stadt Tschassiw Jar. Infolgedessen sei der Kulturpalast der Stadt abgebrannt, der als medizinische Versorgungsstelle genutzt wurde.

Die Unesco hatte das historische Zentrum von Odessa im Januar in ihre Welterbeliste aufgenommen. Die 1936 unter dem sowjetischen Machthaber Josef Stalin zerstörte Kathedrale wurde von 2000 bis 2002 originalgetreu wieder aufgebaut. Erst am Freitag verurteilte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen die Zerstörung von Museen in der Stadt. „Die Unesco fordert erneut ein Ende der Angriffe auf Kulturgüter“, hieß es in einer Erklärung, in der Russland nicht erwähnt wurde. „Dieser Krieg stellt eine immer größere Bedrohung für die ukrainische Kultur dar.“ Seit Kriegsbeginn habe man an 270 Kulturstätten in der Ukraine Schäden registriert. Die ukrainische Kirche hat sich im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und sich für unabhängig erklärt.

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