Warum die CDU so mit ihrem Chef hadert

Merz soll Merkel und Anti-Merkel zugleich sein

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Tobias Hans, Ex-Ministerpräsident des Saarlands, hält Friedrich Merz als Kanzlerkandidat für ungeeignet. Der Mann ist sozusagen Experte: Seine eigene Wiederwahl hat Hans grandios versemmelt. Dass nun ausgerechnet die Verlierer aus der Merkel-Ära der CDU Personaltipps geben, muss den Parteichef nicht kümmern. Dass die Granden der Partei dazu laut schweigen, allerdings schon.

Merz hat zwei Probleme: Er ist nicht textsicher – und seine CDU zu gespalten und von Selbstzweifeln erfüllt, um ihn gegen böswillige Auslegungen zu verteidigen. Der CDU-Chef hat etwas ungelenk eine demokratische Selbstverständlichkeit beschrieben: Wenn in Landkreisen oder Kommunen AfD-Politiker gewählt werden, sind andere Parteien schlecht beraten, mit einer Blockade zu antworten, wenn es um das Funktionieren eines Gemeinwesens geht, um die neue Kita oder die Feuerwehr. Denn das würde als Politik gegen die Bevölkerung wahrgenommen und dazu führen, dass die AfD nächstes Mal noch erfolgreicher ist.

Groß ist nun die Schadenfreude in den Ampelparteien, weil Merz sich an der AfD so abmüht. Gerade so, als sei deren Erfolg sein Werk und nicht das der verkorksten Regierungspolitik. Und als sei die Aufgabe, die AfD kleiner zu kriegen, nur die von Merz und nicht die aller Demokraten. Geschenkt. Dass sich SPD, Grüne und FDP über Merz’ vernuschelte Nebensätze ereifern, gehört zum Geschäft. Dass ganz oben auf der Empörungswelle aber die eigenen Parteifreunde surfen, zeigt die Zerrissenheit der Union. Dahinter verbirgt sich etwas Größeres als nur der Ärger über den nächsten ungeschickten Merz-Satz zur ungünstigen Zeit: Der eine Teil der CDU verlangt von Merz, dass er Merkels „Modernität“ verkörpert, was eine durchaus schwierige Anforderung an einen 67-jährigen Mann ist, der andere, dass er die CDU wieder in die Partei zurückverwandelt, die sie vor Merkel und ihrer erratischen Asylpolitik war. Dieser Spagat dürfte auch wandlungsfähigere Naturen als den knorrigen Sauerländer überfordern. Kein Wunder, dass in der CDU, seit Merkel weg ist, nur an einem kein Mangel herrscht: gescheiterten Übergangskandidaten.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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