Rhodos – Verzweiflung und Erschöpfung steht den Menschen ins Gesicht geschrieben. Feuerwehrler, Freiwillige und Polizisten stehen am Dienstagmittag fassungslos vor einer neuen Flammenwand, die sich ungebremst dem Badeort Gennadi im Südosten von Rhodos nähert. Ein Feuerwehrmann fordert: „Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab.“
Das Dorf Gennadi war bereits Anfang der Woche evakuiert worden, nun geht mit einem durchdringenden Alarm-Signal noch mal eine Warn-SMS an die Menschen raus, falls Dorfbewohner seither in ihre Häuser zurückgekehrt sind. Die umliegenden Straßen hat die Polizei weiträumig abgesperrt, der Ort gilt seit dem Abend als verloren. Der Brandherd ist weithin zu sehen – in Form einer gewaltigen schwarzen Rauchsäule, die in den strahlend blauen Sommerhimmel ragt.
Nach ersten Schätzungen von Experten sind 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden. 19 000 Touristen und Einwohner mussten aus Hotels und Dörfern vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen sind inzwischen abgereist, manche noch in Notunterkünften wie Turnhallen und Schulen untergebracht.
Seit vergangener Woche gibt es für die Menschen keine Pause bei der Brandbekämpfung. Bereits in der Nacht zu Dienstag loderte es wieder, diesmal nahe der Ortschaft Vati. Bald standen mehrere Hektar Wald in Flammen, der Wind verbreitete die Feuer binnen Minuten über die Hügel. Strom gab es seit 23 Uhr nicht mehr, vermutlich waren wieder Strommasten abgebrannt. Viele Ortschaften lagen im Dunkeln, auch in der Stadt Lindos brannte kein Licht.
Die freiwilligen Helfer machen trotzdem weiter, Tag und Nacht. Manche Firmen auf der Insel haben ihren Mitarbeitern freigegeben, damit sie helfen können. Junge Leute arbeiten tagsüber und gehen abends löschen, Rentnerinnen bekochen die Helfer. In Lindos, Pefkos und anderen Orten haben Freiwillige Sammelstellen für Getränke und Nahrungsmittel für die Brandbekämpfer eingerichtet. Über Soziale Netzwerke können sich die Feuerwehrleute melden. Die Lage ist überall extrem angespannt: Auf der Insel Euböa stürzt ein Löschflugzeug ab – die beiden Piloten kamen ums Leben.
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis verteidigt derweil die Feuerwehr gegen Kritik. Es gebe „keine Zauberlösungen“ im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels, sagte er im Staatsfernsehen. „Gäbe es solche (Zauberlösungen), dann hätten wir sie angewendet.“ ALEXIA ANGELOPOULOU